PressClub Deutschland · Artikel.
Die „Hahner-Twins“ im Interview: „Berlin besitzt einfach einen ganz besonderen Spirit.“
Fri Sep 22 11:03:00 CEST 2017 Pressemeldung
In drei Tagen starten über 45.000 Läufer beim 44. BMW BERLIN-MARATHON 2017. Mit dabei: Anna Hahner, die nach langwieriger Verletzungspause in der Bundeshauptstadt ihr Comeback feiert. Ihre Zwillingsschwester reist direkt vom Kapstadt-Marathon nach Berlin. In Südafrika führte die BMW Markenbotschafterin lange das Feld an, ehe sie knapp vor der 25-Kilometer-Marke – offenbar kurz vor einem Kollaps – aufgeben musste.
Pressekontakt.
Robert Hohenauer
BMW Group
Tel: +49-89-382-45720
E-Mail senden
München/Berlin. In drei Tagen starten über 45.000 Läufer beim
44. BMW BERLIN-MARATHON 2017. Mit dabei: Anna Hahner, die nach
langwieriger Verletzungspause in der Bundeshauptstadt ihr Comeback
feiert. Ihre Zwillingsschwester reist direkt vom Kapstadt-Marathon
nach Berlin. In Südafrika führte die BMW Markenbotschafterin lange
das Feld an, ehe sie knapp vor der 25-Kilometer-Marke – offenbar
kurz vor einem Kollaps – aufgeben musste.
Lisa, Sie sind vor fünf Tagen den Kapstadt-Marathon gelaufen.
Sie waren lange in der Spitzengruppe, ehe Sie kurz vor Kilometer 25
aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten. Wie geht es Ihnen?
Lisa Hahner: Körperlich geht es mir ganz gut, aber ich bin immer
noch ganz schön traurig und enttäuscht. Natürlich habe ich mir den
Verlauf anders vorgestellt, vor allem weil ich mich auch während des
Rennens so gut gefühlt habe.
Was ist genau passiert?
Lisa Hahner: Bei Kilometer 24 konnte ich plötzlich meine Arme
und Beine nicht mehr koordinieren und dann wurde mir auch schon
schwarz vor Augen. Auf einmal war der Marathon für mich von jetzt auf
gleich zu Ende – das war schon krass.
Das Training erfordert sehr viel Disziplin und
Durchhaltevermögen. Wie gehen Sie mit solchen Rückschlägen um?
Lisa Hahner: In Südafrika ist eine andere Läuferin mit folgenden
Worten zu mir gekommen: ‚Marathon ist wie eine Rose. Eine Rose hat
eine wunderschöne Blüte, aber auch viele Dornen.’ Das trifft es
ziemlich gut, finde ich. Wenn man die Blüte erwischt, dann ist es
wunderschön. Und es ist wahrscheinlich auch so toll und so schön, weil
es die Dornen gibt. Am Marathontag muss immer alles zusammenpassen.
Natürlich bin ich noch traurig. Aber Anna hat mir direkt nach dem
Rennen gesagt, dass ich den Blick wieder nach vorne richten soll. Und
das versuche ich auch.
Den Blick nach vorne richten auch Sie, Anna. Nach langer
Verletzungspause feiern Sie am Sonntag beim 44. BMW BERLIN-MARATHON
2017 Ihr Comeback. Beschreiben Sie Ihre Gefühle.
Anna Hahner: Ich bin überglücklich, das kann man gar nicht in
Worte fassen. Es war mein großes Ziel, im Herbst wieder einen Marathon
laufen zu können. Dieses große Ziel habe ich jetzt schon erreicht: Ich
bin zu 100 Prozent gesund, ich bin fit und stehe in Berlin an der
Startlinie vom Marathon. Es gab viele Momente in der langen
Vorbereitung, in denen ich daran gezweifelt habe, denn es sind immer
Beschwerden aufgetreten. Am Anfang bin ich noch keine guten Zeiten
gelaufen. Natürlich kam dann der Gedankte: ‚Klappt das bis Berlin?’
Irgendwie hat sich alles zum Guten gewendet. Ganz, wie ich es mir
vorgestellt habe. Und jetzt darf ich am Sonntag meine Leistung zeigen.
Welche Auswirkungen hatte die Verletzung von Anna auf Ihre
gemeinsamen Trainingspläne?
Lisa Hahner: Eigentlich gab es keine Auswirkungen. Wir sind zwei
Individuen und waren aufgrund von Annas Verletzung auf einem
unterschiedlichen Anfangsniveau. Deshalb konnte unser Training gar
nicht identisch sein.
Anna Hahner: Natürlich gab es auch Einheiten, die wir gemeinsam
gelaufen sind, aber grundsätzlich war der Trainingsaufbau schon sehr
unterschiedlich. Bis eine Woche vor dem Marathon bin ich sehr viel Rad gefahren.
Anna, wann hat die Rehabilitationsphase geendet und wann sind
Sie in das eigentliche Lauftraining eingestiegen?
Anna Hahner: Die ersten Laufschritte habe ich am 1. Januar
absolviert. Ich denke, richtig beschwerdefrei war ich im Juli. Zu dem
Zeitpunkt hatte sich mein Körper komplett an das Training gewöhnt. Im
Juli hat auch das spezifische Marathontraining begonnen. Die erste
Jahreshälfte war also nur dafür da, meinen Körper wieder so
aufzubauen, dass er eben das Training verkraftet.
Jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zum Startschuss. Wie
sehen die letzten Tage vor dem Rennen aus?
Anna Hahner: Ich bin am Mittwoch noch mal ein paar Kilometer auf
der Bahn gelaufen, die letzten Tempospitzen vor Berlin. Exakt um 9.15
Uhr, also identisch mit der Startschusszeit. Kein großer Umfang, aber
sehr schnell. Jetzt ist nur noch Easy-Jogging und Beine bewegen
angesagt – das kann man nicht mehr Training nennen. Ich werde nicht
mehr länger als 30 Minuten laufen. Ich bin so heiß darauf, wieder
loszulegen und zu laufen. Jetzt heißt es, Kraft tanken.
Was machen Sie am letzten Tag vor dem Marathon?
Anna Hahner: Seit meiner Verletzung habe ich angefangen, jeden
Morgen um 6 Uhr zu meditieren. Das ist das einzige „Training“, das ich
beibehalte. Ich werde den Tag also wieder mit Meditieren beginnen und
mich dann nicht mehr mit dem Rennen beschäftigen. Wichtig ist für
mich, den Tag entspannt genießen zu können: Meine Eltern treffen,
Kaffee trinken, Kuchen essen, das Race Outfit für Sonntag richten –
und das war’s dann schon fast. Und ganz viel Musik werde ich hören.
Das mache ich gerne, das verleiht mir positive Gefühle.
Lisa, Sie begleiten Anna nach Berlin. Wie können Sie sich bei
Marathonläufen gegenseitig unterstützen?
Lisa Hahner: Schon allein, dass man weiß, dass die Schwester da
ist, hilft ungemein. In Berlin steht Anna im Fokus. Mein einziges Ziel
ist es, sie bestmöglich zu unterstützen. Das ist auch einfach eine
ganz besondere Beziehung zwischen uns. Wenn wir uns angucken, dann
weiß die eine sofort, wie sich die andere fühlt. Es ist cool, jemanden
zu haben, mit dem man nicht reden muss. Da reicht ein Blick.
Anna, den BMW BERLIN-MARATHON sind Sie schon so häufig
gelaufen wie keinen anderen Marathon. Was macht diesen Marathon aus?
Anna Hahner: Ich werde Berlin zum vierten Mal laufen. Berlin
besitzt einfach einen ganz besonderen Spirit. Zum einen schon, wenn
man an der Stadtlinie steht, mit Blick auf die Siegessäule, die Sonne
und das Brandenburger Tor im Rücken und die 42 Kilometer vor sich –
das ist ein absoluter Gänsehautmoment. Wenn ich schon daran denke,
kribbelt es in meinem ganzen Körper. Und dann ist da einfach diese
unfassbar grandiose Stimmung. An jedem Meter stehen unzählige
Menschen, die einen anfeuern. Man bekommt das Gefühl, alle Berliner
leben den Marathon, entweder laufen sie selbst mit oder feiern die
Teilnehmer, die dort laufen. Außerdem ist immer typisches
Berlinwetter, also eigentlich perfekt für den Marathon. Da hat man das
Gefühl, die Veranstalter haben das dazu gebucht.
In Eliud Kipchoge, Kenenisa Bekele und Wilson Kipsang treten
die drei derzeit besten Marathonläufer der Welt am Sonntag an. Ist
Berlin reif für einen neuen Weltrekord?
Anna Hahner: Es ist einfach außergewöhnlich, wenn man sich
überlegt, dass Kipchoge, Bekele und Kipsang in einem Marathon laufen.
Man bekommt das Gefühl, es wird alles dafür getan, damit der
Weltrekord fällt. Natürlich laufen sie auch gegeneinander, das ist so
im Wettkampf. Aber ich denke, hier überwiegt das gemeinsame Ziel, eine
richtig schnelle Zeit zu laufen. Das ist, glaube ich, wichtiger als
der Konkurrenzgedanke untereinander, weil man weiß, dass, sobald die
Marke fällt, es ein Riesenschritt für den ganzen Laufsport ist und
dadurch Grenzen im Kopf gesprengt werden. Außerdem steigt damit die
Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann die Zwei-Stunden-Marke fällt.
Wie geht es für Sie beide nach dem BMW BERLIN-MARATHON weiter?
Steht das kommende Programm bereits fest?
Anna Hahner: An die kommende Vorbereitung und das Training denke
ich jetzt noch nicht. Mein Fokus liegt voll und ganz auf Berlin, und
ich freue mich einfach so sehr, dass ich nach 139 Tagen ohne Laufen
endlich wieder an der Marathonstartlinie stehe. Um das Training danach
kümmere ich mich dann in zwei Wochen, wenn ich mich wieder regeneriert
habe. Dann heißt es, ein neues Ziel ins Auge zu fassen. Momentan ist
Berlin einfach so groß, dass ich noch nicht sehe, was dahinter ist.
BMW engagiert sich seit vielen Jahren umfangreich im
Laufsport: Welche Bedeutung hat dieses Engagement für Sie beide?
Anna Hahner: Das ist super wichtig. Laufen verbindet die
Menschen nicht nur, Bewegung ist auch ein wichtiger Faktor in puncto
Gesundheit. Durch BMW wird dem Laufen eine ganz andere Plattform
geboten. Es werden viel mehr Menschen erreicht, die dadurch auch
motiviert werden, sich selbst zu bewegen. Dabei geht es nicht
unbedingt darum, dass jeder einmal einen Marathon läuft, sondern dass
man sieht, wie andere Menschen laufen, und das als Motivation sieht,
am nächsten Tag auch die Laufschuhe anzuziehen und sich zu bewegen.
Neben BMW stehen Ihnen auch noch andere Partner wie Adidas
oder Bauerfeind zur Seite. Wie wichtig sind solche Partnerschaften
insbesondere in Sportarten, die nicht über einen solchen Stellenwert
wie etwas Fußball verfügen?
Anna Hahner: Das ist essentiell, weil es von Verbandsseite keine
Förderstruktur in dem Sinne gibt. Es gibt zwar Förderung, aber diese
ist wenig transparent, und man kann sich nicht darauf verlassen, weil
sie nur dann greift, wenn es gut läuft. Aber gerade, wenn das mal
nicht der Fall ist, wenn man verletzt ist, ist es enorm wichtig, dass
man vertrauensvolle Partner an seiner Seite hat und sich auf die Reha
und die Genesung konzentrieren kann. Ohne Partner wie BMW würde das
gar nicht funktionieren.
Was macht Ihrer Meinung nach die Marke BMW aus, was fasziniert
Sie daran?
Anna Hahner: Das, was sie ausstrahlt. Sie steht für
Geschwindigkeit und gleichzeitig für Nachhaltigkeit. BMW ist schon
immer BMW, man hat nicht das Gefühl, dass es morgen etwas ganz anderes
ist. Das sind Werte, die man schon immer wahrgenommen hat. BMW steht
für Kontinuität, und das sind auch die Dinge, die für uns im Laufen so
wichtig sind. Deswegen sind uns lange Partnerschaften auch so wichtig.
Wir können uns dann wirklich mit den Partnern identifizieren und das
leben, wofür sie stehen.
Wenn wir jetzt ein Jahr nach vorne denken. Wir sitzen in einem
Cafe, was würden Sie sich denn rückblickend erzählen?
Anna Hahner: Ich würde wahrscheinlich noch ein bisschen weiter
zurückblicken und sagen, dass ich jetzt erkenne, wofür die ganze
Verletzungszeit 2016 gut war und dass ich froh bin, daraus gelernt und
die richtigen Schlüsse gezogen zu haben, dass es eine schwierige Zeit
war, die mich gleichzeitig aber auch ein großes Stück vorangebracht hat.
Lisa Hahner: Man erkennt, dass alles für irgendetwas gut ist.
Auch solche Momente wie beim Kapstadt-Marathon, nach denen man
enttäuscht ist und sich fragt: ‚Warum musste das so sein? Warum ist
das passiert?’ Manchmal zeigt sich erst Monate oder Jahre später,
warum es genauso laufen musste und dass alles auf lange Sicht Sinn ergibt.