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50 Jahre BMW Isetta
Mon Feb 28 14:45:00 CET 2005 Pressemeldung
Knutschkugel, Bubble Car, Dach über dem Kopf: Die innovative Mobilitätslösung feiert am 05. März 2005 ihren 50. Geburtstag
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Autor.
Verena Koessner
BMW Group
Knutschkugel, Bubble Car, Dach über dem Kopf: Die innovative Mobilitätslösung
feiert am 05. März 2005 ihren 50. Geburtstag
München. Aufregung gab's genug 1955: Vladimir Nabokov brachte mit "Lolita" eine
besondere Interpretation des Generationenkonfliktes, James Dean fuhr in den Tod
und die letzten 9.626 Kriegsgefangenen kehrten aus der Sowjetunion heim. Das
Leben in Deutschland normalisierte sich, den Menschen ging es langsam
wirtschaftlich wieder besser. Und es drängte sie nach komfortablerer
individueller Mobilität: Mit einem Dach über dem Kopf bei Wind und Wetter durch
die junge Bundesrepublik oder sogar in den Urlaub fahren, davon träumte jeder.
Deshalb war all dies nichts gegen die persönliche Aufregung von 12.911
Autofahrern über ihren neuen BMW - den ersten für den kleinen Geldbeutel.
Isetta hieß das eiförmige Motocoupé, mit Platz für Zweieinhalb und munteren 12
PS im Heck. Die - einzige - Tür ging nach vorne auf und die Hinterräder standen
nicht einmal halb soweit auseinander wie die vorne - kein BMW vorher oder
nachher war je so unverwechselbar. Fahrer und Passagier nahmen bequem Platz,
zogen die Tür vor sich zu - und mit ihr das Lenkrad plus Armaturen. Geschaltet
wurde - überaus sportlich - links mit einem kleinen Knüppelchen, so einen
Sidestick hatte grade mal ein Formelrennwagen.
44 DM Steuer - "weniger als ein Großstadt-Dackel"
Die Isetta kam an. BMW hatte recht gehabt mit der "Ideallösung des Fahrproblems
für alle, die ein wendiges, flinkes Fahrzeug bei geringen Betriebskosten ohne
Park- und Garagenschwierigkeiten benötigen." Neben ihren technischen Qualitäten
sprach für das Motocoupé auch der günstige Verkaufspreis: 2.550 D-Mark
verlangte BMW. Ein deutscher Arbeitnehmer verdiente damals wöchentlich im
Durchschnitt 90 DM. Die obligatorische Haftpflichtversicherung lag bei 95 DM,
das Finanzamt verlangte für die Knutschkugel pro Jahr 44 DM Steuer - "weniger
als ein Großstadt-Dackel", wie die Werbung versicherte.
Die Isetta begleitete die deutschen Autofahrer bis in die 60er Jahre hinein,
half mit die erste Reisewelle aufzutürmen. Tempo 85 genügte, am liebsten über
die Alpen Richtung bella Italia. Dort stammte sie schließlich auch her, ein BMW
Händler hatte sie 1954 auf dem Genfer Salon entdeckt und ihr Potenzial erkannt.
BMW erwarb die Isetta-Lizenz von der italienischen Firma Iso, verpasste der
"Knutschkugel" einen neuen Antrieb aus einem BMW Einzylinder-Motorrad, legte
ihr italienisches Gewand in andere Falten und brachte das Motocoupé rund ein
Jahr später auf den Markt.
Geschenk vom King - Elvis und die Isetta
Das Ausland ließ sich anstecken. Isetten von BMW gingen in alle Herren Länder,
sogar nach Übersee "mit Schutz vor Befall von Schimmelpilzen und Termitenfraß"
und in die USA. Elvis ließ sich mit einer fotografieren, angeblich schenkte er
sie seinem Manager. Für sich selber wählte er übrigens einen BMW 507
Sportwagen. Berührungsängste gab es nicht, Stars und Prominente ließen sich
gern mit dem kleinsten aller BMW Automobile fotografieren, der deutsche
Nachkriegsfilm wäre ohne die Isetta um einen Augenschmaus ärmer gewesen.
Nach dem Überraschungserfolg 1955 ließen sich die Verkaufszahlen auch von
Unkenrufen nicht bremsen. 1956 baute BMW die Palette aus, stellte neben die
Isetta mit 250 Kubikzentimeter-Motor eine kräftigere Version mit 300 cm²
Hubraum und 13 PS. Beide Varianten gab es auch in der nobleren Export-Version
mit seitlichen Klappfenstern und besserem Fahrwerk. Auf Wunsch bot BMW darüber
hinaus auch noch mehrere Sonderausrüstungen an: Rechts- statt Linkslenkung, ein
Cabrioverdeck oder eine abnehmbare Pritsche für immerhin 200 Kilogramm
Nutzlast, einschließlich verstärkter Federung.
Ende einer Ära: 1962 rollt die letzte Isetta vom Band
Neben dem Glas Goggomobil wird die "Knutschkugel" zum erfolgreichsten Fahrzeug
dieser Art in Deutschland. Im Spitzenjahr 1957 verkauft BMW fast 40.000
Isetten, dann verlangt der Markt immer mehr nach Klein- statt Kleinstwagen,
möglichst mit vier Sitzplätzen und der Statur eines "richtigen" Autos. Dem
kommt BMW mit dem 600, einer verlängerten Isetta mit Zweizylinder-Boxermotor im
Heck, entgegen. Schon 1959 wird der rundliche Viersitzer aber von einer
deutlich moderneren Konstruktion abgelöst, deren Ponton-Karosserie erstmals in
selbsttragender Bauweise entsteht: Der BMW 700. Die Isetta wird derweil aber
noch immer weitergebaut, erfreut sich vor allem auch auf den Auslandsmärkten
noch großer Wertschätzung. 1962 ist's dann genug: Die Produktion der Isetta
läuft aus, 161.728 Exemplare des Motocoupés waren gebaut worden.
Langversion im Anhang zum Download.