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PressClub Österreich · Artikel.

Rallye Paris - Dakar - Kairo 2000: Richard Sainct wiederholt Vorjahressieg

Vierfacher Triumph für das BMW Motorrad Team Gauloises

R-Reihe

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Verena Koessner
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Verena Koessner
BMW Group


Die Szenerie war atemberaubend: Die mächtigen, 6000 Jahre alten Pyramiden am
Rande Kairos ragten in goldgelbes Licht getaucht in den nachtblauen
Sternenhimmel und die in silbernem Scheinwerferlicht erstrahlende majestätische
Sphinx schaute mit mystischem Lächeln auf das Geschehen zu ihren Füßen herab -
der Siegerehrung der Rallye Paris-Dakar-Kairo 2000, die aus Anlaß des
Milleniums erstmals von Dakar in die ägyptische Hauptstadt geführt hatte.

Vor dieser grandiosen Kulisse feierte das BMW Motorrad Team Gauloises nicht nur
seinen sechsten Sieg, sondern mit den Plätzen eins bis vier einen bislang
beispiellosen Triumph in der 22-jährigen Geschichte der Dakar-Rallye, dem
härtesten Langstreckenrennen der Welt.

Vorjahressieger Richard Sainct aus Frankreich gewann das Wüstenrennen erneut,
der Spanier Oscar Gallardo (ebenfalls auf F 650 RR) wurde Zweiter, Jimmy Lewis
aus den USA (auf R 900 RR) Dritter und der Franzose Jean Brucy (F 650 RR)
Vierter.

So gab es fast nur strahlende Gesichter und Riesenjubel im BMW Motorrad Team
Gauloises. "Besser hätte das Jahr 2000 für uns nicht beginnen können, dieser
großartige Erfolg ist genau der richtige Auftakt für die bevorstehende
Markteinführung unserer neuen F 650 GS in diesem Frühjahr", freute sich BMW
Motorrad-Chef Marco v. Maltzan, der dem siegreichen BMW Quartett als Erster im
Ziel bei den Pyramiden gratulierte.

"Der erste, zweite und vierte Platz für unsere F 650 Einzylinder hat bewiesen,
daß der Sieg der F 650 im Vorjahr kein Zufall war. Auch der
Zweizylinder-Boxer", so v.Maltzan weiter," hat mit dem dritten Rang ein
eindrucksvolles Come back gegeben."

Sein Lob galt indes nicht nur den Motorrädern, sondern auch den Fahrern und dem
gesamten 31-köpfigen BMW Team, also auch den unermüdlichen Mechanikern, die oft
bis in die frühen Morgenstunden an den Motorrädern geschraubt hatten. "Auch wie
die Fahrer sich während des Rennens untereinander geholfen haben", so
v.Maltzan," zeigte den Sportsgeist in unserem Team."

Trost spendete er den beiden Pechvögeln im BMW Team. Zum einen dem Engländer
John Deacon, der mit seiner R 900 RR schon auf der fünften Etappe so schwer
stürzte, daß er nach Hause gebracht werden mußte. Doch der unverwüstliche
Spaßvogel flog nach fünftägigem Krankenhausaufenthalt nach Kairo, um bei der
Zielankunft mit dabei zu sein.

Enttäuscht über ihr Abschneiden war auch Andrea Mayer, die stark fuhr und stolz
bemerkte, "daß ich sogar Spitzenfahrer überholen kann". So kam die derzeit
schnellste Rallye-Amazone der Welt auf der 13. Etappe als erste Frau in der
Dakar-Geschichte als Achte unter die Top Ten des Tages. Doch weil sie am
fünften Tag ihrem Mannschaftskollegen John Deacon bei dessem Sturz beigestanden
hatte und sie dann drei Tage vor Kairo ein durch einen vorhergehenden Sturz
verursachter Motorschaden abermals zurückwarf, reichte es für die tapfere
Andrea Mayer aus Kaufbeuren dieses Mal nicht zum Gewinn der Damenwertung und am
Ende nur zu Platz 53.

Ansonsten herrschte Euphorie im BMW Lager. "Ich bin überglücklich", jubelte
Berti Hauser, seit Mai 1999 BMW Motorradsportchef, "ich habe auf einen erneuten
Sieg gehofft, doch dieses Ergebnis übertrifft unsere kühnsten Träume."

Dabei sah es lange Zeit nicht unbedingt nach einem BMW Sieg aus.
Vorjahressieger Richard Sainct gewann zwar die erste Etappe, doch schon am
zweiten Tag übernahm der spanische KTM-Pilot Joan Roma die Führung und baute
diese bis zur sechsten Etappe auf über 22 Minuten Vorsprung vor Sainct aus. Im
BMW Lager sah man diese Entwicklung zunächst gelassen. Diese Einschätzung
ändert sich jedoch, als die Rallye-Karawane am 11. Januar nach
Attentatsgerüchten aus dem Niger in Niamey gestoppt und nach einer großen
Luftbrücke erst am 17. Januar mit der elften Etappe in Lybien fortgesetzt
wurde. Jetzt war allen klar, daß es sehr schwierig sein würde, den führenden
Roma noch einzuholen.

Auf der 14. Etappe von Khofra nach Dakhla fiel dann vorzeitig die Entscheidung.
Nachdem sich Roma bis dahin wie eine Klette an seinen Verfolger Sainct gehängt
hatte und nicht abzuschütteln war, gab BMW Motorradsportchef Berti Hauser an
diesem Morgen die Parole "Vollgas" aus. Auf der 879 Kilometer langen, nach
Ägypten hineinführenden Etappe jagten Lewis, Gallardo und Sainct mit Roma im
Gefolge mit Geschwindigkeiten von über 160 Stundenkilometern durch das
sogenannte "Meer des Sandes". Tatsächlich blieb bei dieser wilden Jagd
schließlich einer auf der Strecke: Als letzter von ursprünglich fünf
gestarteten KTM-Werkspiloten schied auch Spitzenreiter Roma im Kampf um den
Sieg aus - sein Motor hatte den Geist aufgegeben. Ein trauriger Ausgang für den
bravourös fahrenden Spanier, der am Abend von Berti Hauser getröstet wurde.

Damit war der Weg frei für das BMW Quartett, das sich den Triumph nicht mehr
nehmen ließ. In geschlossener Formation fuhren Sainct, Gallardo, Lewis und
Brucy mit wehenden BMW Fahnen am Lenker am 23. Januar um 12 Uhr mittags bei den
Pyramiden durchs Ziel. "Wenn Roma nicht ausgefallen wäre, hätte ich ihn wohl
nicht mehr eingeholt", gestand der strahlende Richard Sainct, den seine
Teamkollegen nach seinem abermaligen Sieg zum "König Richard den Zweiten"
erklärten.

Doch der vierfache Triumph kam nicht von ungefähr. "Weil bei so einem
Langstreckenrennen wie der Dakar-Rallye nicht nur die Spitzenleistung des
Motors, sondern vor allem auch dessen Standfestigkeit zählt", so erklärte BMW
Motorradentwicklungschef Dr. Markus Braunsperger in Kairo, "haben wir den
konzeptionellen Aufbau der Motorräder bei unseren kompetenten Partnern, die
Einzylinder bei Richard Schalber und die Zweizylinder bei der Firma HPN, durch
konsequente Entwicklungsarbeit in dieser Richtung unterstützt." Auch
Teamkapitän Richard Schalber pflichtete bei: "Zum einen hat sich gezeigt, daß
unser Sieg im Vorjahr kein Glückstreffer war und zum anderen hat es sich
ausgezahlt, daß wir die Motorräder noch standfester gemacht haben."

Lob kam auch von Seiten der Fahrer. "Das Bike ist wirklich perfekt", meinte
Oscar Gallardo über den 75 leistenden F 650 RR-Einzylinder und Jimmy Lewis
schwärmte über seinen 90 PS starken Zweizylinder-Boxer: "Der hat wirklich das
Potential zum Siegermotorrad." Wobei dem coolen Kalifornier ein Problem zu
schaffen machte. Der Moosgummi in den Reifen, der anstelle eines Schlauchs zum
Einsatz kommt und zeitraubende Reifenpannen vermeiden soll, war der
Leistungsentfaltung des bulligen Boxermotors nicht gewachsen und schmolz unter
der Hitzeeinwirkung mehrfach dahin. So konnte Lewis die Kraft seines Motorrads
nicht voll ausspielen.

Ansonsten war er rundum happy: "Es ist ein tolles Gefühl, das schnellste
Motorrad zu haben, auf einer Motorradlegende wie dem Boxer zu sitzen und in
einem Team zu fahren, das so professionell arbeitet und in dem jeder jedem
hilft."

Selbstlos ganz in den Dienst der Mannschaft stellte sich auch dieses Mal wieder
Jean Brucy. Und so freute sich der sympathische Franzose am Ende über seinen
vierten Platz fast wie über einen Sieg.


Endergebnis 22. Rallye Paris - Dakar - Kairo 2000 Motorradwertung:

1. Richard Sainct (Frankreich) BMW F 650 RR Gesamtzeit 49:08:56 Stunden
2. Oscar Gallardo (Spanien) BMW F 650 RR Rückstand 31:54
3. Jimmy Lewis (USA) BMW R 900 RR 52:29
4. Jean Brucy (Frankreich) BMW F 650 RR 2:06:25
5. Jürgen Mayer (Deutschland) KTM 3:10:28

53. Andrea Mayer (Deutschland) BMW F 650 RR 17:00:51

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