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Rede Dr. Nicolas Peter, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen, Telefonkonferenz Quartalsmitteilung zum 31. März 2022
Thu May 05 10:00:00 CEST 2022 Reden
Rede Dr. Peter Telefonkonferenz Q1 2022
Pressekontakt.
Leonie Doppler
BMW Group
Tel: +43-676-8280-2882
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Author.
Michael Ebner
BMW Group
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die BMW Group ist in einem zunehmend volatilen geopolitischen
und weltwirtschaftlichen Umfeld gut in das Jahr 2022 gestartet. Unsere
Geschäftsentwicklung bewegt sich im Rahmen unserer Erwartungen. Der
anhaltende Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Verfügbarkeit
von Fahrzeug-Komponenten. Dies führte im ersten Quartal zu
kurzzeitigen Produktionsunterbrechungen in einigen europäischen
Werken. Zudem bestehen weiterhin Versorgungsengpässe mit Halbleitern.
Hier rechnen wir aktuell frühestens im Laufe des zweiten Halbjahrs
2022 mit einer ersten Entspannung. In China beeinflussen die Maßnahmen
zur Pandemiebekämpfung den Vertrieb von Fahrzeugen und unsere dortige
Produktion und Logistik.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten tatkräftig und
höchst flexibel am Management der Lieferketten, um die Auswirkungen
auf die BMW Group so weit wie möglich zu begrenzen. Dementsprechend
ist zwar unser Fahrzeugabsatz wie erwartet im Vergleich zum starken
Vorjahresquartal in Europa um 7,8% und in China um 9,2%
zurückgegangen. In den USA haben wir hingegen ein Absatzwachstum von
3,7% erzielt. Das beweist: Die BMW Group hat eine exzellente
Wettbewerbsposition und ist breit aufgestellt. Unsere ausbalancierte
Präsenz in allen Vertriebsregionen kommt uns in einem volatilen Umfeld zugute.
Zudem gewinnt unsere konsequente Ausrichtung auf emissionsfreie
Mobilität weiter an Fahrt. Im vergangenen Jahr haben wir mit dem
Marktstart des BMW iX und des BMW i4 zwei vollelektrische Modelle auf
die Straße gebracht, die sich großer Nachfrage erfreuen. Im ersten
Quartal hat die BMW Group insgesamt 35.289 vollelektrische Fahrzeuge
abgesetzt, ein Plus von knapp 150% gegenüber dem Vorjahr.
Vor zwei Wochen haben wir Ihnen mit dem BMW i7* eine rein
elektrisch angetriebene Luxuslimousine vorgestellt, die unsere
Innovationsführerschaft bei Elektrifizierung, Digitalisierung und
autonomem Fahren untermauert.
Im Jahr 2022 erweitert auch der BMW iX1* unser
BEV-Produktangebot. Zudem führen wir im zweiten Quartal mit dem BMW i3
den ersten vollelektrischen Dreier speziell für den chinesischen Markt ein.
Meine Damen und Herren,
wie Sie wissen, haben wir den Vertrag mit unserem chinesischen
Joint Venture BBA bis ins Jahr 2040 verlängert und unseren Anteil an
BBA von 50% auf 75% erhöht.
Mit Abschluss der Transaktion ist BBA seit 11. Februar 2022 im
Konzernabschluss der BMW Group vollkonsolidiert und damit vollständig
und durchgängig in allen Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung,
der Bilanz und der Kapitalflussrechnung berücksichtigt.
Demzufolge erhöhen sich die Umsatzerlöse und das operative
Ergebnis im Segment Automobile. Die Umsatzkosten steigen ebenfalls.
Sie enthalten auch Abschreibungen aus der Kaufpreisallokation und
weitere Konsolidierungseffekte im Zusammenhang mit konzerninternen Lieferungen.
Der bislang an BBA gehaltene Eigenkapitalanteil von 50% wurde
zum aktuellen Marktwert neu bewertet. Hieraus ergibt sich ein
positiver Einmaleffekt in Höhe von 7,66 Mrd. Euro, der im abgelaufenen
Quartal im Finanzergebnis des Segments Automobile verbucht wurde.
Der saldierte Nettobetrag aus der Konsolidierung der liquiden
Mittel von BBA abzüglich des Kaufpreises beläuft sich auf 5 Mrd. Euro
und erhöht den Free Cashflow im Segment Automobile im ersten Quartal.
Meine Damen und Herren,
die Finanzkennzahlen des Konzerns sind damit in diesem Quartal
deutlich geprägt von der Anteilserhöhung an BBA und der kompletten
Berücksichtigung des Joint Ventures im Konzernabschluss.
So stieg der Konzernumsatz in den ersten drei Monaten des Jahres
um 16,3% auf 31,14 Mrd. Euro.
Das Finanzergebnis enthält den Einmaleffekt in Höhe von 7,66
Mrd. Euro aus der Marktwertbewertung der gehaltenen BBA Anteile und
treibt damit das Konzernergebnis vor Steuern. Dieses liegt per März
bei 12,23 Mrd. Euro, was zu einer EBT-Marge von 39,3% führt. Ohne die
Neubewertung und die Konsolidierungseffekte aus der BBA
Vollkonsolidierung liegt die Konzern EBT-Marge bei 18,4%.
Mit dem Rückenwind einer guten Performance investieren wir
konsequent und aus einer Position der Stärke in die zukünftige
Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens. Wie angekündigt legen wir
dabei den Fokus auf die Elektrifizierung der Modellpalette und auf die
Digitalisierung, sowohl unserer Fahrzeuge als auch unserer Unternehmensprozesse.
Unsere Forschungs- und Entwicklungskosten nach IFRS stehen
demzufolge im Wesentlichen im Zusammenhang mit neuen Modellen, der
Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrzeugflotte sowie dem
automatisierten Fahren. Sie liegen im ersten Quartal bei 1,57 Mrd.
Euro und damit um 9,4% über dem Vorjahr.
Die F&E Quote nach HGB ist im Quartal aufgrund des starken
Umsatzanstiegs leicht auf 4,5% gesunken (2021: 4,8%). Im Gesamtjahr
gehen wir von einem Wert innerhalb unseres Zielkorridors von 5 bis
5,5% aus.
Die Investitionen mit Fokus auf die Mobilität der Zukunft lagen
mit 1,1 Mrd. Euro deutlich höher als im Vorjahresquartal (2021: 760
Mio. Euro). Das entspricht einer Investitionsquote von 3,5%. Auf
Jahressicht erwarten wir eine Quote auf dem Niveau unseres Zielwerts
von 5%.
Meine Damen und Herren,
kommen wir nun zu den einzelnen Segmenten.
Im Automobilsegment konnten die volumenbedingten Umsatzeinbußen
durch die starke operative Performance kompensiert werden. Die
Segment-Umsatzerlöse stiegen insgesamt um 17,4% auf über 26,73 Mrd. Euro.
Ein Teil dieses Anstiegs resultiert aus der erstmaligen
Einbeziehung der BBA Umsatzerlöse und aus Wechselkurseffekten. Daneben
spiegeln sich im Umsatzwachstum vorteilhafte Modellmixeffekte und die
anhaltend gute Preisrealisierung aufgrund unserer
Premiumpositionierung wider. Preiserhöhungen in den Märkten trugen
dazu bei, den Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise teilweise zu
kompensieren. Außerdem entwickelten sich die Wiedervermarktungserlöse
auf den Gebrauchtwagenmärkten weiterhin positiv.
Die Umsatzkosten im Segment Automobile stiegen um 20,9% auf
22,63 Mrd. Euro. Hier wirkten sich neben Aufwendungen für Energie und
Rohmaterial auch höhere Forschungs- und Entwicklungskosten und der
größere Anteil elektrifizierter Fahrzeuge aus. Konsolidierungseffekte
aus der Vollkonsolidierung von BBA trugen rund 1,2 Mrd. Euro zum
Anstieg der Umsatzkosten bei.
Neben rund 500 Mio. Euro Abschreibungen aus der
Kaufpreisallokation wurden Zwischengewinne in Höhe von rund 700 Mio.
Euro eliminiert.
Beim EBIT haben wir im ersten Quartal einen Wert von 2,37 Mrd.
Euro für das Segment erreicht. Dies entspricht einem Anstieg von 5,9%
gegenüber dem Vorjahr. Die EBIT-Marge liegt damit bei 8,9%.
Vor Berücksichtigung der Konsolidierungseffekte aus der BBA
Vollkonsolidierung liegt das operative Segmentergebnis bei rund 3,5
Mrd. Euro, die EBIT-Marge bei 13,2%. Hier zeigt sich die Stärke
unseres Kernsegments im ersten Quartal – insbesondere angesichts der
schwierigen Umfeldbedingungen.
Das Finanzergebnis im Segment stieg im ersten Quartal 2022 auf
rund 8 Mrd. Euro – nach gut 500 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Hier
ist der oben beschriebene Einmaleffekt aus der Neubewertung der
gehaltenen BBA-Anteile in Höhe von 7,66 Mrd. Euro enthalten. Im
Gegenzug geht aufgrund der geänderten Einbeziehung von BBA das At
Equity Ergebnis im ersten Quartal um 170 Mio. Euro zurück.
Der Free Cashflow des Segments ist ebenfalls durch die BBA
Vollkonsolidierung geprägt. Die Übernahme der liquiden Mittel von BBA
abzüglich des Kaufpreises ergibt per Saldo wie erwartet einen Zufluss
von 5 Mrd. Euro. Gegenläufig wirkten sich die Veränderungen des
Working Capital aus, da sich aufgrund der Produktionsunterbrechungen
die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen reduzierten.
Außerdem führten Lockdown-bedingte Händlerschließungen in China zu
einem Rückgang der erhaltenen Anzahlungen von Händlern. Insgesamt
liegt der Free Cashflow im Segment bei 4,82 Mrd. Euro. Auf dieser
Basis bestätigen wir das Jahresziel von mindestens 12 Mrd. Euro.
Im Segment Finanzdienstleistungen wurden in den ersten drei
Monaten gut 433.000 Finanzierungs- und Leasingverträge mit Endkunden
abgeschlossen. Die Zahl der Neuverträge ging damit gegenüber dem sehr
starken Vorjahresquartal um 11,4% zurück. Neben der eingeschränkten
Verfügbarkeit von Neufahrzeugen aufgrund der angespannten
Versorgungslage macht sich hier auch die gestiegene
Wettbewerbsintensität im Finanzdienstleistungssektor insbesondere in
China und den USA bemerkbar.
Ein starker Produktmix und eine gute Preisrealisierung führten
zu einem höheren durchschnittlichen Finanzierungsvolumen im Vergleich
zum Vorjahr. Infolgedessen ging das Neugeschäftsvolumen lediglich um
3,1% zurück.
Das Segmentergebnis vor Steuern erreicht mit gut 1 Mrd. Euro
einen neuen Rekordwert in einem ersten Quartal. Die außergewöhnlich
gute Situation auf den weltweiten Gebrauchtwagenmärkten hält an und
führt weiterhin zu hohen Vermarktungserlösen für Leasingrückläufer.
Im Segment Motorräder hat sich das Absatzwachstum aufgrund der
attraktiven Modellpalette fortgesetzt. Mit über 47.000 verkauften
Einheiten konnten wir erneut zweistellig wachsen (+11,3%) und den
besten Absatz in einem ersten Quartal erzielen. Das operative
Segmentergebnis betrug im Quartal 108 Mio. Euro, die EBIT-Marge lag
bei 13,5%.
Meine Damen und Herren,
unter dem Eindruck sinkender Konjunkturerwartungen, steigender
Inflationsraten und hoher Energie- und Rohstoffpreise nehmen die
Unwägbarkeiten in unserem Geschäftsumfeld zu.
Die BMW Group ist trotz dieser herausfordernden
Rahmenbedingungen gut in das Jahr 2022 gestartet. Nach heutigem Stand
bestätigen wir daher unsere Prognose für das Gesamtjahr.
Getrieben von der BBA Vollkonsolidierung erwarten wir beim
Vorsteuerergebnis im Konzern einen deutlichen Anstieg.
Auch der Personalstand im Konzern wird sich aufgrund der
Aufnahme der BBA Mitarbeiter deutlich erhöhen.
Im Segment Automobile erwarten wir trotz der Lieferengpässe und
Produktionsunterbrechungen im ersten Quartal für das Gesamtjahr einen
Fahrzeugabsatz auf Vorjahresniveau. Der Anteil elektrifizierter
Fahrzeuge soll deutlich steigen und die Zahl der vollelektrischen
Fahrzeuge soll sich mehr als verdoppeln. Wir erwarten, dass der
BEV-Anteil am Gesamtabsatz mindestens 10% beträgt.
Die CO₂-Emissionen in der Neuwagenflotte und die CO₂-Emissionen
je produziertem Fahrzeug wollen wir leicht reduzieren.
Die EBIT-Marge im Segment Automobile erwarten wir weiterhin im
Korridor zwischen 7 und 9%.
Für das Segment Finanzdienstleistungen bestätigen wir den
Zielwert einer Eigenkapitalrendite von 14 bis 17 %.
Im Segment Motorräder prognostizieren wir einen leichten Anstieg
der Auslieferungen und eine EBIT-Marge im Zielkorridor von 8 bis 10%.
In unserer Prognose unterstellen wir, dass sich die
Versorgungssituation mit Halbleitern frühestens im Laufe des zweiten
Halbjahrs 2022 erstmalig entspannen wird.
Gleichzeitig erwarten wir, dass die eingeschränkte Verfügbarkeit
von Fahrzeug-Komponenten aufgrund des Kriegs in der Ukraine keine
signifikanten Auswirkungen über das erste Quartal hinaus haben wird.
Die weitere Entwicklung der geopolitischen Situation ist nicht
abschätzbar. Unsere Prognose berücksichtigt weder eine Ausweitung des
Konflikts außerhalb der Ukraine noch deutlich verschärfte Sanktionen
oder Gegenmaßnahmen durch Russland. Auch weitere Einschränkungen im
Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in China sind nicht enthalten.
Meine Damen und Herren,
die BMW Group bleibt trotz der geopolitischen und
weltwirtschaftlichen Unsicherheiten auf Kurs auf ihre Jahresziele. Wir
managen unsere Lieferketten vorausschauend und reagieren flexibel auf
sich ändernde Gegebenheiten.
Die Nachfrage nach unseren Produkten ist weiterhin hoch.
Insbesondere unsere vollelektrischen Fahrzeuge verzeichnen hohe Auftragseingänge.
Mit Investitionen in E-Mobilität und Digitalisierung sichern wir
die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens bei gleichzeitig starker
operativer Performance.
Damit navigieren wir das Unternehmen weiterhin umsichtig durch
unruhiges Fahrwasser und sind gut aufgestellt für das Jahr 2022.
Vielen Dank!
*Verbrauchs-/Emissionsangaben:
BMW i7: Stromverbrauch in kWh/100 km kombiniert: 19,6-18,4 WLTP.
BMW iX1: Stromverbrauch in kWh/100 km kombiniert: 18,4-17,3 WLTP (Prognosewert auf Basis des bisherigen Entwicklungsstands des Fahrzeugs).
CO2-Emissionen & Verbrauch.
BMW i7: Stromverbrauch in kWh/100 km kombiniert: 19,6-18,4 WLTP.
BMW iX1: Stromverbrauch in kWh/100 km kombiniert: 18,4-17,3 WLTP (Prognosewert auf Basis des bisherigen Entwicklungsstands des Fahrzeugs).