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BMW Group setzt im Produktionssystem vermehrt auf individuelle Roboter-Greifer aus dem 3D-Drucker
Thu May 23 14:00:00 CEST 2024 Pressemeldung
+++ Schnell, kostengünstig, flexibel und nachhaltig mit Additive Manufacuturing +++ Neuer bionischer Greifer im BMW Group Werk Landshut spart nochmals Gewicht ein +++ Innovativer bionischer Greifer für komplette Bodengruppen im BMW Group Werk München +++ Eigene 3-D Druck Werkstätte im BMW Group Werk Steyr +++
Pressekontakt.
Gabriele Fink
BMW Group
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Author.
Benedikt Torka
BMW Group
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München. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung ist die BMW
Group ein Vorreiter im Bereich des Additive Manufacturing, besser
bekannt als 3D-Druck. Nachdem bereits seit 1991 einzelne Fahrzeugteile
und Komponenten zunächst für Konzeptfahrzeuge, Prototypen und
Rennfahrzeuge sowie später auch für Serienmodelle aus 3D-Druckern
kommen, fertigt die BMW Group selbst in verschiedenen
3D-Druckverfahren auch zahlreiche Arbeitshilfsmittel und Werkzeuge für
das eigene Produktionssystem. Von anfangs maßgeschneiderten Orthesen
für Mitarbeitende über Lehren und Produktionshilfsmittel reicht dies
jetzt bis zu großen gewichtsoptimierten Roboter-Greifern etwa für
CFK-Dächer und ganze Bodengruppen. Am „Additive Manufacturing Campus“
in Oberschleißheim, wo die BMW Group Produktion, Forschung und
Weiterbildung zum 3D-Druck unter einem Dach gebündelt hat, wurden im
Jahr 2023 insgesamt mehr als 300.000 Teile „gedruckt“. Dazu kamen in
allen Werken des weltweiten Produktionsnetzwerks, von Spartanburg über
die deutschen bis zu den asiatischen Standorten, in den letzten Jahren
weit mehr als 100.000 gedruckte Teile hinzu.
„Der vermehrte Einsatz von Additive Manufacturing im BMW Group
Produktionssystem bringt zahlreiche Vorteile. Wir sind damit zum
Beispiel in der Lage, schnell, kostengünstig, flexibel und mit
nachhaltigen Materialien selbst Produktionshilfsmittel und
Handling-Greifer zu produzieren, die wir jederzeit individuell an die
Bedürfnisse anpassen und dazu gewichtsoptimiert gestalten können.
Weniger Gewicht ermöglicht höhere Geschwindigkeiten am Band, verkürzte
Taktzeiten und reduzierte Kosten. Außerdem können mittelfristig
kleinere Roboter eingesetzt werden, was ebenfalls
CO2‑Emissionen und Kosten verringert“, sagt Jens Ertel,
Leiter des „Additive Manufacturing Campus“.
„Neben den direkten Additive Manufacturing Verfahren nutzt die
BMW Group am Standort Landshut seit vielen Jahren den 3D-Druck mit
Sand zur Erstellung von Guss-Formen. Genutzt wird diese Technologie
klassischerweise zur Herstellung von Guss-Prototypen sowie auch im
Großserieneinsatz für Hochleistungsmotor-Kompenten. Als weiteres
hochattraktives Einsatzfeld zeigt sich nun die Anwendung für
großformatige Produktionshilfsmittel“, sagt Klaus Sammer, Leiter
Produkt- und Prozessplanung Leichtmetallguss.
Eigene 3-D Druck Werkstätte im BMW Group Werk
Steyr.
Das BMW Group Werk in Steyr/Österreich ist der
weltweit größte Standort für Antriebsentwicklung und -produktion. Hier
wurde in den letzten Jahren sehr viel Kompetenz zum Thema 3D-Druck
aufgebaut. Der Standort verfügt über eine eigene 3-D Druck Werkstätte,
die mit Entwicklung und Produktion eng zusammenarbeitet. Das Team
arbeitet Lösungen für unterschiedlichste Fachbereiche von der
Konstruktion bis zur Umsetzung in der Praxis bzw. vom Problem bis zur
Lösung aus und ist auch Partner des BMW Group Kompetenzzentrums in Oberschleißheim.
Am 24.5.2024 ist das 3D-Druck-Kompetenzzentrum auch bei der
österreichweiten Langen
Nacht der Forschung mit einer eigenen Station vertreten, bei der
die Besucher spannende Einblicke in das Thema 3D-Druck erhalten.
Gedruckte Gussformen für Aluminium-Zylinderköpfe im
Großserieneinsatz
Im BMW Group Werk Landshut sind
additive Fertigungsverfahren schon länger im täglichen Einsatz. Dazu
gehören unter anderem bereits seit vielen Jahren die Gussformen für
die Herstellung von Aluminium-Zylinderköpfen, die im
Sandguss-Verfahren dreidimensional gedruckt werden. Dabei wird Sand
wiederholt in dünnen Schichten aufgetragen und mittels Binder
verbunden. So lassen sich auch Gussformen für die Fertigung sehr
komplexer Strukturen realisieren, die dann mit verflüssigtem Aluminium
gefüllt werden.
Fertigung großflächiger Roboter-Greifer für CFK-Dächer im
3D-Druck
Schon seit einigen Jahren nutzt das Landshuter
Leichtbau- und Technologiezentrum der BMW Group auch ein besonders
großflächiges Greifer-Element, das im 3D-Druckverfahren entstanden
ist. Der rund 120 Kilogramm leichte Greifer für einen Roboter lässt
sich in einer Druckzeit von lediglich 22 Stunden herstellen und kommt
dann an einer Presse in der Fertigung von allen CFK-Dächern für die
Modelle der BMW M GmbH zum Einsatz. Dabei wird zunächst die Presse mit
den CFK-Rohmaterial bestückt. Für die Entnahme der fertigen Dächer
wird der Greifer einfach um 180 Grad gedreht. Im Vergleich zu
herkömmlichen Greifern war die im 3D-Druck hergestellte Version rund
20 Prozent leichter, wodurch sich die Nutzungsdauer der Roboter
verlängerte sowie Verschleiß und Wartungsintervalle der Anlagen
reduzierten. Die kombinierte Verwendung für zwei Arbeitsschritte
reduzierte zudem die Taktzeit. Alleinstellungsmerkmal des
Roboter-Greifers ist die ideale Kombination von zwei unterschiedlichen
3D-Druck-Verfahren. Während die Vakuumgreifer und die Halter der
Nadelgreifer zur Aufnahme des CFK-Rohmaterials mittels Selektiver
Laser Sinterung (SLS) entstehen, werden die großflächige Dachschale
und die Tragstruktur mittels Large Scale Printing (LSP) hergestellt.
Im LSP lassen sich großflächige Bauteile kostengünstig und nachhaltig
produzieren. Dabei werden Spritzgussgranulat und recycelte Kunststoffe
verwendet, auch CFK‑Reststoffe lassen sich nutzen und weiterverwerten.
Im Vergleich zum Einsatz von Primärrohstoffen ist der
CO2-Ausstoss bei der Herstellung des Greifers um mehr als
60% geringer.
Weitere Gewichtseinsparung durch neue bionische
Greifer-Generation
Im Sommer 2023 wurde eine neue,
nochmals leichtere Greifer-Generation eingeführt. Dafür wurde das
vorherige Greiferkonzept analysiert und topologisch optimiert – die
Geburtsstunde für den bionischen Roboter-Greifer. Dieser kombiniert
die Dachschale aus dem LSP-Drucker mit SLS-Saugern und einer bionisch
optimierten Tragstuktur. Für diese wird im Sandguss eine Form mit
gedruckten Kernen genutzt, mit der die filigran wirkende
Aluminium-Struktur gegossen wird. Der neue Greifer spart im Vergleich
zum Vorgänger weitere 25 Prozent Gewicht ein, dadurch kann der
komplette Herstellungsprozess eines CFK-Dachs für den BMW M3 mit nur
noch einem statt zuvor drei Robotern realisiert werden. Mittlerweile
kommen im BMW Group Werk Landshut für alle CFK-Dächer Doppel-Greifer
zum Einsatz, die mittels 3D-Druck individuell intern hergestellt wurden.
Neue mittels 3D-Druck erstellte Greifer auch im
Karosserie-Rohbau
Auch im Karosserie-Rohbau setzt die
BMW Group bereits auf mit Hilfe von 3D-Druck erstellte Greifer,
beispielsweise im LSP-Verfahren gedruckte Greifer zum Handling von
Türen im BMW Group Werk Regensburg. „Durch den Einsatz einer
optimierten Tragstruktur aus dem 3D-Druck konnten wir beim Handling
von Türelementen im Werk Regensburg die Steifigkeit des Greifers
erhöhen und dabei gleichzeitig das Gewicht reduzieren. In
Folgeprojekten können dadurch Roboter mit geringer Traglast zum
Einsatz gebracht werden, was zur Kostenreduzierung beiträgt,“ erklärt
Florian Riebel, Leiter der Türen- und Klappenproduktion in Regensburg.
Im BMW Group Werk München geht das Unternehmen jetzt noch einen
Schritt weiter. Seit neustem werden im Stammwerk erste Exemplare eines
bionischen Roboter-Greifers genutzt, der die komplette Bodengruppe
eines BMW i4 fassen und bewegen kann. Für den Greifer der Bodengruppe
entsteht per 3D-Druck eine Sandgussform, die mit flüssigem Aluminium
gefüllt wird. Der Träger ist in Bezug auf sein Gewicht und seine
maximale Traglast optimiert und wiegt mit allen zusätzlichen
Anbauelementen lediglich 110 Kilogramm. Damit ist er rund 30 Prozent
leichter als das vorherige, konventionelle Modell. Die Herstellung mit
Sandguss und Aluminium bietet die Möglichkeit, auch lastoptimierte
filigrane Strukturen darstellen zu können. Das bringt eine maximale
Gewichtsreduzierung und ermöglicht so mittelfristig den Einsatz
kleinerer und leichterer Schwerlastroboter, die weniger Energie
benötigen und damit die CO2‑Emissionen reduzieren. Markus
Lehmann, Leiter Anlagentechnik und Robotik im BMW Group Werk München
ordnet ein: „Im Werk München bauen wir den Einsatz von additiv
gefertigten Produktionshilfsmitteln kontinuierlich weiter aus. Im
Bereich der Greifer- und Handlingssysteme nutzen wir den 3D-Druck, um
unsere etablierten Greifer mit individuellen, gedruckten Anbauelemente
auszustatten und ersetzten bereits komplette Greifersysteme durch
hochintegrierte und gewichtsoptimierte Tragstrukturen. Beim Handling
der kompletten BMW i4 Bodengruppe konnten wir so das Gewicht um 30
Prozent, für den kompletten Greifer um über 50 kg, verringern und
entsprechend die Lebensdauer unserer Anlagen verlängern.“
Einsatz innovativer Softwarelösungen im Additive
Manufacturing
Die Auslegung und Berechung von filigranen
und bionischen Strukturen erfolgt mit Hilfe von speziellen,
generischen Softewaretools, zum Beispiel mit Synera. In diese
Software, die ehemals Elise hieß, hatte BMW iVentures strategisch
investiert. Synera ermöglicht eine schnelle und effiziente Optimierung
und findet mittlerweile in vielen Entwicklungsbereichen der BMW Group
Anwendung. Speziell im 3D-Druck lohnt sich der Einsatz der Software,
da die in ihrer Topologie optimierten, bionischen Strukturen durch den
hohen Freiheitsgrad des 3D-Druck annähernd eins zu eins gedruckt
werden können. Damit kann das volle Leichtbaupotential ausgenutzt
werden. Im Additive Manufacturing Campus der BMW Group vergleicht ein
Team von Design- und Konstruktionsspezialisten, die verschiedensten
Softwarelösungen und nutzt diese für die Auslegung von Komponenten.
Das Know-how zum 3D Druck wird vom Additive Manufacturing Campus
unternehmensweit geschult. Im vorliegenden Anwendungsfall der
Greifer-Auslegung wurden spezielle Workflows entwickelt und
eingesetzt, die die Berechnung und Konstruktion der Tragstruktur
weitestgehend automatisiert und damit schnell und effizient durchführen.