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Aus Alt mach Neu: Recycling als nächster Schritt zu mehr Kreislaufwirtschaft im BMW Group 3D-Druck.
Thu Jul 17 11:03:00 CEST 2025 Pressemeldung
+++ Aus Altpulver und Bauteilen entsteht neues 3D-Druckmaterial +++ „Additive Manufacturing Campus“ liefert recyceltes Filament und Druck-Parameter als Paket an BMW Group Standorte +++
Pressekontakt.
Benjamin Titz
BMW Group
Tel: +43-662-8383-5310
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Autor.
Benedikt Torka
BMW Group
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München. Die BMW Group verwendet Kunststoffdraht
(Filament) und Granulat aus 3D-Druck-Altpulver und Bauteilen, um
daraus im 3D-Druck-Verfahren neue Bauteile zu produzieren. Das bei der
Produktion von Tausenden von Bauteilen pro Jahr anfallende und bislang
entsorgte Altpulver wird dabei ebenso wie geschredderte Altteile zu
neuem Filament aufbereitet. Das Filament wird wie Draht auf Spulen
aufgerollt, um daraus neue Teile, wie zum Beispiel
Produktionshilfsmittel und Werkzeuge zu drucken. Dieses Filament kommt
dabei im Additive Manufacturing Campus in Oberschleißheim sowie an
verschiedenen Standorten des weltweiten Produktionsnetzwerks der BMW
Group zum Einsatz. Neben einem Recycling-Filament für das Fused
Filament Fabrication (FFF) Verfahren stellt der Campus auch ein
recyceltes Granulat bereit, das in der Fused Granulate Fabrication
(FGF) Technologie eingesetzt wird, um auch große Hilfsmittel
herstellen zu können.
„Ich bin von Beginn an in dieses Projekt involviert und freue
mich sehr, dass wir von ersten Ideen und Versuchen auf Start-up-Ebene
inzwischen so weit gekommen sind, mit recyceltem Filament
hochbelastbare Bauteile in hohen Stückzahlen und an jedem gewünschten
Produktionsstandort der BMW Group herstellen zu können. Es ist eine
spannende Aufgabe, immer wieder neue Prozesse entwickeln und
ausprobieren zu dürfen. Die Nutzung von Altpulver und ausgedienten
3D-Druckbauteilen ist ein wichtiger Baustein für eine funktionierende
und effiziente Kreislaufwirtschaft“, sagt Paul Victor Osswald,
Projektleiter Vorentwicklung Kunststoff, der schon seit 2018 in die
Entwicklung eingebunden ist.
Erste Schritte bereits 2018 mit dem Innovationsprojekt
“bottleUP”
Die ersten Grundlagen für den heutigen
Kreislauf im 3D-Druck bei der BMW Group wurden bereits 2018 gelegt. Im
Rahmen des BMW Start-up Accelerator beschäftigte sich das
Innovationsprojekt „bottleUP“ damit, Druckmaterial für
3D-Druckanwendungen durch Recycling von PET-Getränkeflaschen zu
gewinnen. Ein Jahr später wurden pilothaft erste Industrieabfälle zu
Filament recycelt und in 2021 druckte das Team um Paul Victor Osswald
erfolgreich erste Halter und Produktionshilfsmittel aus dem eigenen
Recycling-Filament. Inzwischen werden aus dem „Additive Manufacturing
Campus“ in Oberschleißheim, wo die BMW Group die Produktion, Forschung
und Weiterbildung im Bereich Additive Manufacturing unter einem Dach
gebündelt hat, weltweit verschiedene Standorte im BMW Group
Produktionsnetzwerk mit gedruckten Bauteilen beliefert. Pro Jahr
lassen sich so bis zu 12 Tonnen Altpulver in Filament und Granulat
recyceln und können anschließend erneut für die Herstellung von
Produktionshilfsmitteln in den Werken sowie für
Vorentwicklungsprojekte am Additive Manufacturing Campus verwendet
werden. Der Einsatz dieser Komponenten reduziert Kosten, steigert die
Effizienz der Prozesse sowie die Produktqualität und verbessert die
Ergonomie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werken.
Additive Manufacturing Campus unterstützt Produktionsstandorte
mit Komplettpaket aus Recycling-Filament, Druckparameter und
Know-how
Der Additive Manufacturing Campus unterstützt
im Sinne des Center-of-competence-Gedankens die kontinuierliche
Verbreitung des selbst entwickelten Recycling-Filaments und die
Befähigung der Standorte mit Know-how und Komplettlösungen. Zusammen
mit den etablierten und erfahrenen 3D-Druckstandorten aus dem BMW
Group Produktionswerken werden geeignete 3D-Drucker getestet und für
die entsprechenden Modelle optimierte Druckparameter für das
Recycling-Filament entwickelt und abgesichert. Dieses Paket aus
Drucker-Empfehlungen, Recycling-Filament und erprobten
Parametereinstellungen wird dann den weiteren Werken bereitgestellt.
Dadurch können die Standorte effizient befähigt werden und schnell
qualitativ hochwertige Druckergebnisse vor Ort erzielen. Weitere
Unterstützung durch den Campus erfolgt beim Know-how-Aufbau in den
Werken mit Trainings und Schulungsangeboten. Dieser bietet
Basis-Trainings zu 3D-Druck, aber auch Expertenschulungen zum Thema
Design for Additive Manufacturing oder Anwendungsschulungen für den
Einsatz von Additive Manufacturing im Produktionsumfeld. Über die
Standorte hinweg hat sich ein starkes Netzwerk entwickelt, das vom
gemeinsamen Wissensaustausch und gegenseitiger Unterstützung
profitiert und sich ständig weiterentwickelt.Im ungarischen Werk
Debrecen befindet sich aktuell der nächste 3D-Druck-Bereich im Aufbau,
der von den Erfahrungen im Netzwerk profitiert und zukünftig das neue
Produktionswerk um die Neue Klasse unterstützt.
3D-Druck in den BMW Group Produktionsstandorten als
Erfolgsgarant
Der Aufbau und Betrieb von 3D-Druckern in
jedem Produktionsnetzwerk der BMW Group ist ein Garant für den
erfolgreichen Einsatz und der kontinuierlichen Verbreitung der
3D-Druck-Technologie. Durch die schnelle Reaktionszeit vor Ort können
Bauteile in wenigen Tagen, teilweise sogar in Stunden bereitgestellt
werden. Dies ermöglicht kurze Iterationsschleifen und Optimierungen
bis hin zur Vermeidung von Bandstillständen. Die Flexibilität und
Designfreiheit des 3D-Drucks fördern kreative Ideen und Lösungen, die
direkt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort entwickelt
und umgesetzt werden können. Dieses Zusammenspiel der
3D-Druck-Standorte in den Werken und dem Additive Manufacturing Campus
treibt die Weiterentwicklung des Themas 3D-Druck kontinuierlich voran.
So entstehen immer wieder neue Anwendungen und Optimierungen im BMW
Group Produktionssystem.
Gedruckte Bauteile für vielfältige Einsätze
Der
Einsatz von 3D-Druck in den Produktionswerken der BMW Group nimmt
kontinuierlich zu. Mittlerweile sind in jedem Werk der BMW Group
Drucker vorhanden, mit denen jährlich mehrere hunderttausend Bauteile
lokal gefertigt werden. Die Einsatzgebiete sind dabei vielfältig - von
Ergonomie- und Arbeitsschutzlösungen für Mitarbeiter über
Kratzerschutz, Montagehilfen und Sonderbetriebsmittel bis hin zu
Lehren, Schablonen, Spezialwerkzeugen und Werkzeugorganisation. Auch
Formnester, Vormontage-Aufnahmen und sogar komplette Greifer werden
mithilfe des 3D-Drucks hergestellt.
Die Beispiele für mit recyceltem Filament gedruckte Bauteile
sind vielfältig.
Exemplarisch entsteht per 3D-Druck im BMW Group Werk München ein
spezifisches Bauteil, das bei der Hochzeit von Chassis und Karosserie
zum Einsatz kommt. Das Bauteil stellt sicher, dass die Lenkstange an
einer bestimmten Position temporär befestigt bleibt, damit diese
kollisionsfrei durch die Öffnung in der Karosserie geführt werden
kann. Das wiederverwendbare Umlaufteil wird hierfür kurz vor der
Hochzeit im Fahrzeug verbaut und nach der Hochzeit wieder entfernt.
Im BMW Motorrad Werk Berlin kommen für das Auftragen der Dekore
auf den Motorradverkleidungsteilen 3D-gedruckte Auflageböcke zum
Einsatz. Diese sind passgenau zu den Verkleidungsteilen gefertigt und
besitzen Arretierungslaschen. Dadurch werden die Bauteile passgenau
fixiert und ein Verrutschen während des Auftragens der Dekore verhindert.
Immer wieder wird aus einer akuten Arbeitsplatzsituation eine
Lösung entwickelt, um Arbeitsschritte zu optimieren. Mitarbeiter im
BMW Group Werk Dingolfing haben beispielsweise ein eigenes
Montagehilfsmittel entwickelt, um das Verlieren von Schrauben bei der
Montage in den Fahrzeugen zu verhindern. Mittels 3D-Druck ist so eine
magnetische Schraubenaufnahme entstanden, die auf verschiedene
Akkuschrauber montiert werden kann und das sichere Mitführen der
Schrauben ermöglicht.