BMW Motorrad Motorsport - WSBK - Brünn - Vorschau

Tschechische Republik – Brünn.

Vorschau.

20. – 22. Juli 2012

09. von 14 WM-Rennwochenenden

München/Stephanskirchen, 17. Juli 2012. Das Team BMW Motorrad Motorsport ist am kommenden Wochenende einmal mehr auf einer traditionsreichen Rennstrecke zu Gast. Im „Automotodrom Brno“ im tschechischen Brünn wird die neunte Runde der FIM Superbike-Weltmeisterschaft 2012 ausgetragen. Brünn ist seit Jahrzehnten eng mit der Geschichte des Motorradrennsports verbunden. 

Nach acht Rennwochenenden belegt Werksfahrer Marco Melandri (ITA) mit 200,5 Punkten den zweiten Platz der Fahrerweltmeisterschaft. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Max Biaggi (ITA) beträgt 48 Zähler. Sein Teamkollege Leon Haslam (GBR) ist Sechster mit 142 Punkten. Die beiden haben in dieser Saison bereits drei Siege, elf Podiumsplätze sowie drei schnellste Rennrunden für BMW Motorrad Motorsport eingefahren. Insgesamt haben sie für das Team 342,5 Punkte gesammelt. In der Herstellerwertung, für die nur das jeweils beste Rennergebnis zählt, belegt BMW mit 242 Punkten den dritten Platz. Marco hat gute Erinnerungen an Brünn: Im vergangenen Jahr holte er dort einen Sieg, einen zweiten Platz sowie in beiden Läufen die schnellste Rennrunde. 

Nach den vergangenen Rennen im Motorland Aragón (ESP) nahm das Team BMW Motorrad Motorsport dort am offiziellen Infront-Test teil. Die Mannschaft testete dabei die neuen 17-Zoll-Reifen für die nächste Saison. Zudem arbeitete es zur Vorbereitung auf die kommenden Rennen an der Abstimmung von Marcos und Leons BMW S 1000 RRs. Danach reisten die beiden Werksfahrer nach Garmisch-Partenkirchen (GER), wo sie die BMW Motorrad Days besuchten.  

Brünn aus Fahrersicht:

Marco Melandri:

„Ich mag den Kurs in Brünn wirklich gern, weil er sehr schnell und flüssig ist. Die Kurven sind nicht zu schnell, die meisten werden im zweiten Gang durchfahren, nur manche nimmt man im dritten Gang. Aber zwischen den Kurven kann man die Leistung des Motors voll ausnutzen. Das Layout macht großen Spaß, denn es geht bergauf und bergab, und die Strecke ist sehr breit. In der vergangenen Saison war ich dort erfolgreich, und ich bin zuversichtlich für dieses Rennwochenende. Ich denke, dass diese Strecke unserer RR gut liegt. Ich fiebere den Rennen schon entgegen. Das Wetter könnte allerdings etwas unbeständig sein, also warten wir es ab. 

Die BMW Motorrad Days in Garmisch-Partenkirchen haben sehr viel Spaß gemacht. Ich war noch nie zuvor dort, und war überwältigt, wie groß diese Veranstaltung ist. Es waren so viele unterschiedliche Leute da, die aber alle dieselbe Leidenschaft für Motorräder teilen. Es war schön, dabei zu sein, und ich war stolz, so viele BMW Fans zu sehen.“  

Leon Haslam:

„Ich freue mich wirklich schon auf Brünn. Ich liebe es, dort zu fahren. Die Strecke hat eine lange Geschichte, sie ist schnell, flüssig und breit, und das Layout ist mit seinen Bergauf- und Bergabpassagen einmalig. Die Charakteristik des Kurses sollte unserer RR liegen. Im vergangenen Jahr hatten wir dort ein schwieriges Wochenende, und ich werde alles geben, um in diesem Jahr ein besseres Ergebnis zu holen. Ich bin dort noch nie auf dem Podium gestanden, somit ist das das erklärte Ziel für das kommende Wochenende. 

Das Wochenende bei den BMW Motorrad Days war großartig. Da war so viel geboten, und es war klasse, so viele Motorradenthusiasten zu sehen. Es war schön, sie ohne den Druck eines Rennwochenendes zu treffen und ihnen Einblicke in den Rennsport und in die Superbike-Weltmeisterschaft zu geben.“   

Brünn aus technischer Sicht:

Andrea Dosoli, BMW Motorrad Motorsport Rennleiter:

„Brünn ist eine traditionsreiche Strecke, und es wird ein wichtiges Rennwochenende für das Team BMW Motorrad Motorsport. Unsere beiden Fahrer und Crews sind sehr motiviert und freuen sich auf die Rennen auf einem Kurs, der der Charakteristik unserer BMW S 1000 RR liegen sollte. In den Richtungswechseln und in der letzten Bergaufpassage können wir auf unseren kraftvollen BMW Motor zählen. 

Leon hat in Aragón unter Beweis gestellt, dass er überall stark sein kann, auch auf jenen Strecken, auf denen er in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatte. Deshalb sind wir sicher, dass er auch in Brünn stark sein wird. Marco und seine Crew haben sich intensiv auf dieses Rennwochenende auf einer Strecke vorbereitet, auf der er im vergangenen Jahr bereits gewonnen hat. Das motiviert, noch härter zu arbeiten, denn jedes Rennen ist eine neue Herausforderung. Beim offiziellen Infront-Test in Aragón haben wir Änderungen an der Fahrwerkseinstellung getestet. Diese Änderungen möchten unsere beiden Fahrer nun erfolgreich nutzen.“  

Brünn aus Pirelli-Sicht:

Für die neunte Runde der Superbike-Weltmeisterschaft in Brünn hat Pirelli vier verschiedene Vorderreifen-Typen und ebenso viele Hinterreifen-Varianten im Gepäck. Dazu kommen Intermediate- und Regenreifen. Für die Front können die Superbike-Piloten zwischen zwei SC1- und zwei SC2-Mischungen, darunter jene aus der 2012er-Reihe, wählen. Bezüglich der Hinterreifen stehen ihnen zwei SC0- und zwei SC1-Mischungen zur Verfügung. 

Bei den SC0-Hinterreifen-Mischungen handelt es sich zum einen um den R458, der erstmals am Rennwochenende in Misano Adriatico (ITA) im Einsatz war und dort bereits von verschiedenen Fahrern genutzt wurde. Zum anderen handelt es sich um den R874. Dies ist ein neuer Reifen mit breiterer Lauffläche, der bisher noch nicht eingesetzt wurde. Pirelli hat nun entschieden, ihn mit nach Brünn zu bringen. Denn dort bieten sich mit hohen Temperaturen und langen, schnellen Kurven ideale Rahmenbedingungen, um die Leistungsfähigkeit dieser Spezifikation zu testen – auch im Hinblick auf die Entwicklung der künftigen 17-Zoll-Reifen. Bei den beiden SC2-Mischungen handelt es sich zum einen um den bereits gut bekannten P1060 als 2012er-SC2-Spezifikation, und zum anderen um den R302. Dieser wurde erstmals in Imola (ITA) getestet und in diesem Jahr bereits bei vereinzelten Rennen eingesetzt, sogar bei sehr unterschiedlichen Asphalttemperaturen. Viele der Fahrer haben ihm ein gutes Zeugnis ausgestellt.  

Hintergrund:

Brünn liegt am südöstlichen Rand der Böhmisch-Mährischen Höhe und ist mit über 400.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Tschechischen Republik. Die Hauptstadt Prag ist rund 250 Kilometer, das österreichische Wien rund 150 Kilometer entfernt. Brünn, in der Landessprache Brno genannt, ist eng mit dem internationalen Motorradrennsport  verbunden, der hier seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle spielt.

Die ersten Rennen wurden bereits 1930 im alten „Automotodrom Brno“, auch „Masaryk-Ring“ genannt, ausgetragen. Von 1965 bis 1982 gastierte die Motorrad-Weltmeisterschaft in Brünn, doch Mitte der 1980er-Jahre entsprach die alte Anlage nicht mehr den modernen Sicherheitsstandards. 1987 wurde – etwa zehn Kilometer von der alten Strecke entfernt – das neue „Automotodrom“ eröffnet. Die Superbike-WM debütierte hier 1993, seit 2005 ist Brünn fester Bestandteil im Kalender der Weltmeisterschaft. Im vergangenen Jahr holte der heutige BMW Motorrad Werksfahrer Marco Melandri (ITA) dort einen Sieg, einen zweiten Platz hinter Max Biaggi (ITA) und in beiden Läufen die schnellste Rennrunde. Die MotoGP macht ebenfalls jährlich in Brünn Station.

Der 5,403 Kilometer lange Kurs schlängelt sich als breite Berg- und Talbahn durch hügelige Wälder, er bietet Steigungen bis zu acht Prozent, und der tiefste Punkt der Strecke liegt 70 Höhenmeter unterhalb der Boxengasse. Aufgrund der Breite und der vielen Vollgaspassagen ist Brünn eine sehr schnelle und flüssige Strecke. Hier ist zum einen Motorleistung gefragt, zum anderen müssen die Fahrer in den Kurven aber auch mit dem nötigen Fahrgefühl zu Werke gehen. Da einmal bergab und ein anderes Mal bergauf in eine Kurve hineingebremst wird, ist außerdem eine ausgefeilte Abstimmung nötig.

Von der Start-Ziel-Gerade aus geht es leicht bergauf in eine lange 180-Grad-Rechtskurve, die mit hohem Tempo durchfahren wird. Beim Herausbeschleunigen müssen die Piloten versuchen, viel Schwung mit in den anschließenden Linksbogen zu nehmen, der mit Vollgas genommen werden kann. Nun geht es durch verschiedene Kurventypen talwärts. Unten warten eine Gerade und eine schnelle Rechtskurve, bevor mit einer Links-Rechts-Schikane der steile „Aufstieg“ zurück nach oben beginnt. Hier gilt es, mit Schwung aus der Schikane zu kommen und dann bergauf die volle Leistung des Motors zu nutzen. Am Ende der Runde folgt eine flüssige Links-Rechts-Kombination, die zurück auf die Start-Ziel-Gerade führt. Diese Kurvenkombination ist eine weitere Schlüsselstelle, denn hier müssen die Fahrer eine gute Linie finden, um möglichst viel Tempo mit auf die Gerade nehmen zu können. 

Zahlen und Fakten: