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Ricky Collard im Interview: „Werde alles daran setzen, in die DTM zu kommen.“
Wed Dec 06 14:08:55 CET 2017 Pressemeldung
Sechs vielversprechende Talente sind in der Saison 2017 Teil des BMW Motorsport Junior Programms. Sie alle stehen noch am Anfang ihrer Karrieren, haben aber bereits einen interessanten Werdegang hinter sich. Im Rahmen einer Interviewserie stellen wir die einzelnen BMW Motorsport Junioren vor. Diesmal: Ricky Collard (GBR).
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München. Sechs vielversprechende Talente sind in der Saison 2017 Teil des BMW Motorsport Junior Programms. Sie alle stehen noch am Anfang ihrer Karrieren, haben aber bereits einen interessanten Werdegang hinter sich. Im Rahmen einer Interviewserie stellen wir die einzelnen BMW Motorsport Junioren vor. Diesmal: Ricky Collard (GBR).
Mit erfolgreichen Auftritten im Formelsport wusste Ricky Collard (GBR) schon früh in seiner Karriere zu überzeugen, ehe er im April 2016 Teil des BMW Motorsport Junior Programms wurde. Seither sammelt er Erfahrung im GT- und Tourenwagensport und folgt damit seinem Vater Rob, der seit 2008 erfolgreich mit BMW Fahrzeugen in der British Touring Car Championship (BTCC) unterwegs ist. 2017 startete Ricky Collard im BMW M6 GT3 im ADAC GT Masters für das BMW Team Schnitzer. Gemeinsam mit Jörg Müller (GER) und Jens Klingmann (GER) nahm er zudem an den 24 Stunden von Dubai (UAE) teil, als der BMW M4 GT4 seine Rennpremiere feierte. Im Rahmen des DTM Young Driver Tests erhielt er 2016 die Gelegenheit, Erfahrungen am Steuer des BMW M4 DTM zu sammeln.
Ricky, Ihr Vater ist ein erfolgreicher Tourenwagen-Pilot. Hat
er Sie auch zum Motorsport gebracht?
Ricky Collard: „Eigentlich war es nicht mein Vater, sondern
mein Großvater. Mit ihm ging die Motorsport-Geschichte los. Mein Vater
hatte mir eigentlich Fußballschuhe gekauft, aber das wollte ich nicht.
Ich hatte immer meinen Vater und meinen Großvater Rennen fahren sehen,
also musste ich auch fahren. Ich habe dann mit Motocross-Motorrädern
angefangen und bin danach über Dirt-Bikes zu Offroad-Buggys und -Karts
gewechselt. Es folgte der Einstieg in den professionellen Kartsport,
erst auf lokalen Strecken und nur an Wochenenden, weil meinen Eltern
die Schule und meine Ausbildung wichtig waren. Später bin ich dann
über das Klub- und das nationale Level bis in den europäischen und
weltweiten Kartsport aufgestiegen. Dann hatte ich einen schweren
Unfall, habe aber das Comeback geschafft und bin in England in der
Formel Ford, der Formel 4 und der Formel 3 gestartet. In drei Jahren
wurde ich in drei Meisterschaften jeweils Zweiter und kam dann ins BMW
Motorsport Junior Programm.“
Nachdem Sie sich für den Motorsport entschieden hatten, wie
haben Ihr Vater und Ihr Großvater Sie dann in Ihrer Karriere unterstützt?
Collard: „Motorsport kann sehr teuer sein, deshalb war eine der
wichtigsten Sachen, dass sie mir geholfen haben, das Rennfahren zu
finanzieren. Aber auch als Mentoren haben sie mir geholfen. Mein
Großvater war immerhin Hot Rod Weltmeister. Mein Vater war immer sehr
hart, mein Großvater zwar ähnlich konsequent, aber nicht ganz so hart
wie mein Vater, der mich immer wieder angetrieben hat zu kämpfen. Mein
Großvater war immer sehr stolz und glücklich. Als ich ins BMW
Motorsport Junior Programm aufgenommen wurde, sagte er zu mir, dass
ich unbedingt zu BMW gehen und das ernst nehmen sollte. Deshalb habe
ich auch meine Priorität auf BMW gelegt, und ich durfte ja auch schon
in jungen Jahren DTM-Tests und GT-Tests fahren. Dazu kommt die
Unterstützung durch Mentoren wie Jörg Müller oder Dirk Adorf und
einige andere großartige Persönlichkeiten. Da macht BMW einen sehr
guten Job.“
Wie kam der Kontakt zu BMW zustande?
Collard: „Nach einem sehr erfolgreichen Jahr in der britischen
Formel 4 bekam ich eine Einladung, nach München zu kommen und mit den
Verantwortlichen des Juniorprogramms über meine Pläne zu sprechen. Ich
habe auch andere Junioren getroffen. Später hatten wir ein Shootout in
Dijon mit sechs anderen Junioren. Für mich waren es zwei sehr
erfolgreiche Tage, nach denen ich gefragt wurde, ob ich in das
Programm einsteigen und ein BMW Motorsport Junior werden möchte. Ich
war glücklich und bin dann in der britischen Formel 3 Zweiter
geworden. In diesem Jahr habe ich auf die Formel-Autos verzichtet, um
mich zu 110 Prozent auf BMW zu konzentrieren. Jetzt fahre ich GT-Autos
und war in Moskau im DTM-Renntaxi im Einsatz. Ich habe mein erstes
Rennen im ADAC GT Masters gewonnen und bin sehr froh, für ein so
legendäres Team wie Schnitzer gefahren zu sein.“
Ihr langjähriger Weggefährte Lando Norris ist in diesem Jahr
Formel-3-Europameister geworden und klopft an die Tür zur Formel 1.
Sie haben sich dagegen für den Wechsel in den Sportwagen
entschieden. Sind Sie zufrieden mit diesem Schritt?
Collard: „Ich hatte in meiner Karriere ein paar sehr starke
Konkurrenten. Lando war mein Teamkollege und steht jetzt auf dem
Sprung in die Formel 1. Ich bin auch mit Max Verstappen gefahren. Ich
habe Lando oft besiegt, aber so sehr wir auch Konkurrenten auf der
Strecke waren, so sehr sind wir auch gute Freunde. Ich freue mich sehr
für ihn, dass er einen McLaren-Vertrag bekommen hat und
Formel-1-Testfahrer wird. Für mich ist der GT-Sport gut, das macht mir
Spaß, besonders in so einem unglaublichen Team wie Schnitzer mit
Charly Lamm und allen Mechanikern, die so unheimlich professionell
arbeiten. Natürlich wäre es toll gewesen, auch in diesem Jahr weiter
Formel-Autos zu fahren, vielleicht in der Formel-3-Europemeisterschaft
oder der GP3, und zusätzlich im GT-Bereich zu starten. Aber das wäre
schwierig und sehr teuer geworden. Ich komme aus einer Bauern-Familie,
wir haben Kühe und Schweine. Und da ist es schwer, Geld für den
Rennsport zusammenzubekommen. Ich bin zufrieden und werde natürlich
alles daran setzen, in die DTM zu kommen, mich darauf und auf die
Formel E zu konzentrieren. Ich will alle davon überzeugen, dass ich
alles mitbringe, um so einen Platz zu verdienen.“
Wie ist das Verhältnis zu den anderen Junioren?
Collard: „Ich denke, wir sind alle gute Freunde und
respektieren uns gegenseitig. Wenn wir aber auf der Strecke sind,
wollen wir immer jeden Konkurrenten schlagen. Wir sind auf einem guten
Weg und wollen jedem zeigen, dass wir es wert sind, für BMW zu fahren.
Leider bin ich in diesem Jahr nicht so viel mit den anderen Junioren
gefahren, da ich hauptsächlich mit Philipp Eng im Schnitzer-Auto
unterwegs war.“
Wie würden Sie Ihren Charakter in drei Stichworten beschreiben
– auf und neben der Rennstrecke?
Collard: „Feurig, mitreißend und professionell.“
Was machen Sie neben dem Rennfahren?
Collard: „Ich arbeite Vollzeit im Abrissunternehmen meines
Vaters und fahre zum Beispiel Kipp-Lastwagen. Daneben verbringe ich
noch viel Zeit im Simulator und arbeite an meiner Fitness. Ich fahre
gerne Mountainbike und mag Extremsport, alles, was ein bisschen
verrückt ist.“
Und was ist mit Fußball?
Collard: „Eher wenig,
da habe ich zwei linke Füße.“
Haben Sie ein Vorbild im Motorsport?
Collard: „Einer meiner wichtigsten Sponsoren ist Nicky Grist,
er war der Beifahrer von Colin McRae. Colin war eine meiner
Inspirationen im Motorsport, wegen seiner Leidenschaft und der
Fähigkeit, dann alles zu zeigen, wenn es nötig ist. Nicky hat mir
einige persönliche Geschichten erzählt, wie verrückt er war und welche
Wege er gehen musste, um Weltmeister zu werden.“
Was war Ihr schönster Karriere-Moment und was Ihr schlimmster?
Collard: „Das ist für mich ziemlich bizarr. Mein bester und
schlechtester Moment zugleich war mein schwerer Unfall im Kart, als
ich gegen Max Verstappen gefahren bin und Lance Stroll, der jetzt auch
in der Formel 1 ist, in mein Kart krachte. Ich hatte mir ein paar
Rückenwirbel gebrochen, fünf Rippen, die Schulter an zwei Stellen und
das Schlüsselbein, dazu kamen ein Lungenriss und innere Blutungen. Ich
lag in Italien etwa drei Monate im Krankenhaus und hing an
Beatmungsmaschinen, weil ich nicht selber atmen konnte. Meine ganze
Familie kam dorthin, für alle war es eine sehr schwere Zeit, denn es
bestand die Gefahr, dass ich es vielleicht nicht überleben würde. Das
ganze wurde dann aber zu einer sehr guten Sache für mich, denn ich
habe mich komplett erholt und mein Comeback gefeiert, mit purem
Willen, und obwohl mir viele gesagt haben, ich würde niemals in ein
Rennauto zurückkehren, sondern sollte besser meinen linken Fuß
trainieren, um doch Fußball zu spielen. Ich wollte aber unbedingt
wieder ins Auto und allen beweisen, dass ich auch so einen heftigen
Unfall hinter mir lassen kann. Ich denke, dass ich nach dem Unfall
stärker zurückgekommen bin, außerdem hatte ich viel Zeit, darüber
nachzudenken, was ich in meiner Karriere machen, was ich erreichen
möchte. Dass ich es in so kurzer Zeit zurück geschafft habe, macht den
Unfall auch zum vielleicht besten Moment meiner Karriere, da ich aus
einem so schlimmen Ereignis etwas so gutes machen konnte.“