50 Jahre Gerhard Richters Werkgruppe „Rot - Gelb - Blau“. Die Gemälde für BMW werden seit ihrer Entstehung 1973 nach umfänglicher Restaurierung neu im Eingangsbereich des BMW Hochhaus präsentiert.

München. Gerhard Richter, einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart, hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Kunstwelt ausgeübt. Seine Werkgruppe „Rot - Gelb - Blau“ ist eine faszinierende Reihe von Gemälden, in Monumentalformat vergrößerte Pinselstriche, die Farbe und Form auf harmonische und doch herausfordernde Weise kombinieren. Seit 50 Jahren bilden sie das Herzstück des Eingangsbereichs des BMW Hochhaus, der Architekturikone von Karl Schwanzer - die wohl spektakulärste Firmenlobby der Welt. Anlässlich dieses Jubiläums wurden die Gemälde umfänglich restauriert und in eigens entwickelten Glasvitrinen neu präsentiert.

Im Rahmen ihres nachhaltigen Engagements für Kultur und Kunst hat die BMW Group die umfassende Restaurierung dieser beeindruckenden Werkgruppe in Auftrag gegeben. Durch die Verwendung modernster Technologien und Methoden konnte die ursprüngliche Brillanz und Intensität von Richters Farben wiederhergestellt werden, während gleichzeitig die Integrität seiner ursprünglichen Vision bewahrt wurde. Die Gemälde werden fortan in neu erbauten UV-geschützten und klimatisierten Glasvitrinen präsentiert, die modernen konservatorischen Standards gerecht werden und der ursprünglich vom Künstler angedachten Präsentation entsprechen.

„Die Kunst von Gerhard Richter hat die Fähigkeit, zu inspirieren, zu provozieren und uns über die Grenzen von Farbe und Form hinaus zu neuen Denkweisen anzuregen", sagt Ilka Horstmeier, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Personal und Immobilien. „Wir sind stolz darauf, seine Werkgruppe in unserem Hochhaus erstmalig neu zu präsentieren. Richters Gemälde sind der Nukleus unseres fünfzigjährigen, internationalen Kulturengagements und liegen uns allein schon deshalb sehr am Herzen.“

Richters Werke entstanden oft aus Fotos von Farbproben, die er selbst auf einer Palette gemischt hatte. Ein Höhepunkt dieses künstlerischen Ansatzes sind die drei großformatigen Gemälde „Rot - Gelb - Blau“, die 1973 von Richter für das BMW Hochhaus in München erschaffen wurden. Die Werkgruppe, die nie außerhalb des Foyers gezeigt wurde, markiert den ersten Abschluss von Richters Auseinandersetzung mit dem Palettenmotiv. Im Anschluss konzentrierte er sich auch auf abstrakte Malerei, die aus der Mischung der drei Grundfarben auf der Leinwand entstand, oder auf Bilder, in denen er mit Graustrukturen lebendige Bildflächen erschuf. Richters Arbeit basiert oft auf Fotovorlagen, die in seinem „Atlas“ gesammelt sind, einer Sammlung von Fotos, Collagen und Skizzen, die er seit 1962 zusammengetragen hat und die sich in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München befindet.

Dr. Matthias Mühling, Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau in München, fügt hinzu: „Gerhard Richters ‚Rot - Gelb - Blau‘ stellt eine bedeutende Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen der Malerei dar. Durch die Verwendung der drei primären Farben, die die Grundlage aller anderen Farben bilden, erkundet Richter die Essenz der Malerei selbst. Die Gruppe zeigt seine fortlaufende Auseinandersetzung mit Abstraktion und Figuration, und wie diese beiden Pole der Malerei sich gegenseitig beeinflussen und informieren können. Durch diese Werke führt uns Richter vor Augen, dass Malerei sowohl ein Mittel zur Darstellung als auch zur Abstraktion der Realität ist, und fordert uns auf, unsere eigenen Vorstellungen von dem, was Malerei sein kann, zu überdenken."

Die Restaurierung der drei mal sechs Meter großen Gemälde „Rot - Gelb - Blau“ ist ein bemerkenswertes Unterfangen, das die Anwendung moderner Techniken und Methoden erfordert. Richters Kunstwerke hatten durch die Jahre teils ihre Farbbrillanz verloren. Daher war das Hauptziel der Restaurierung, die ursprüngliche Farbtiefe und Geschlossenheit dieser Meisterwerke wiederherzustellen. Mit einem Team aus Fachleuten, darunter Kunsthistoriker, Materialwissenschaftler und Restauratoren, wurden innovative Techniken angewandt, um diese anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen und einen genauen Restaurierungsplan zu erstellen.

„Die Restaurierung der drei großformatigen Gemälde erforderte Präzision, Sorgfalt und Geduld. Dabei konnte die Originalsubstanz umfangreich konserviert und restauriert werden. Feine Farbübergänge und Nuancen wurden durch speziell entwickelte Farbmischungen wiederhergestellt. Die originale Farbtiefe und Geschlossenheit ist wieder ablesbar und das beeindruckende Werk von Gerhard Richter für BMW wieder lebendig“, erklärt der Restaurator Ekkehard Kneer.

Mit dem Band „Gerhard Richter. Rot - Gelb - Blau. Die Gemälde für BMW" publizierte der Prestel-Verlag 2007 erstmals eine Publikation zu der Werkgruppe. Sie versucht die Entwicklung von Richters Bildmotiven zu veranschaulichen und stellt Fragen nach der Moderne und dem Übergang zur Postmoderne. Darüber hinaus wird der Kontext der Gemälde und die Geschichte des Ortes – das BMW Group Werk München, das Olympiagelände und das BMW Hochhaus – untersucht.