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Größte Überblicksausstellung der BMW Art Car Künstlerin Julie Mehretu in Deutschland im K21. „KAIROS / Hauntological Variations“ zeigt Bandbreite von Mehretus Schaffen in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf – darunter die Original-Maquette des BMW Art Cars #20.
07.05.2025 Pressemeldung
Die Ausstellung „KAIROS / Hauntological Variations“ (10. Mai bis 12. Oktober 2025) ist die bisher größte Überblicksausstellung zu Julie Mehretus Schaffen in Deutschland. Nahezu 100 Werke zeichnen ihre künstlerische Entwicklung von den frühen Zeichnungen der 1990er Jahre bis zu den jüngsten abstrakten Gemälden nach. Unter den gezeigten Arbeiten befindet sich auch die Maquette des 2024 von Julie Mehretu gestalteten BMW Art Cars #20.
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Christiane Pyka
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München/Düsseldorf. Die Ausstellung „KAIROS / Hauntological Variations“ (10. Mai bis 12. Oktober 2025) ist die bisher größte Überblicksausstellung zu Julie Mehretus Schaffen in Deutschland. Nahezu 100 Werke zeichnen ihre künstlerische Entwicklung von den frühen Zeichnungen der 1990er Jahre bis zu den jüngsten abstrakten Gemälden nach. Unter den gezeigten Arbeiten befindet sich auch die Maquette des 2024 von Julie Mehretu gestalteten BMW Art Cars #20, das Teil der renommierten BMW Art Car Collection ist, die dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum feiert.
Die äthiopisch-amerikanische Künstlerin Mehretu gehört zu den einflussreichsten Malerinnen der Gegenwart. Bekannt für ihre eindringlichen, großformatigen Gemälde, in denen sie das politische Weltgeschehen reflektiert, hat Mehretu auf den renommiertesten Biennalen und in den wichtigsten Museen der Welt ausgestellt. In ihren Arbeiten verwendet Mehretu Quellenmaterialien, die zentrale politische Ereignisse und historische Orte markieren. Mit Techniken wie Malerei, Zeichnung, Airbrush und Siebdruck verwandelt sie diese einst vertrauten Bilder in abstrakte Kompositionen. In diesen Abstraktionen werden Orte und Momente der jüngeren Geschichte – sei es der Brand des Grenfell Towers in London oder der zerstörte Palast Saddam Husseins in Bagdad – dargestellt und reflektiert.
„KAIROS / Hauntological Variations“ zeigt unter anderem 25 bis zu 7,5 Meter breite Gemälde, die zwischen 2001 und 2023 entstanden sind und die chronologische Entwicklung von Mehretus Malerei nachzeichnen. Die Ausstellung taucht weiter in Mehretus konzeptuelles Denken ein, indem sie frühe Zeichnungen und Arbeiten auf Papier präsentiert, von denen einige noch nie zuvor ausgestellt wurden. Darüber hinaus sind in der Ausstellung erstmals die Quellenmaterialien – Bilder aus tagesaktuellen Medien und historische Materialien – zu sehen, die Mehretus Gemälden zu Grunde liegen. Außerdem werden zeitbasierte Medien von Mehretus Zeitgenossinnen und Zeitgenossen gezeigt, die von ihrer Praxis inspiriert sind: der Dokumentarfilm „Palimpsest“ (2021) von Checkerboard Films, der Mehretu in ihrem Studio porträtiert, eine Videoarbeit des Filmemachers Trevor Tweeten und ein Musikalbum des Jazzmusikers Jason Moran.
Julie Mehretu kreierte 2024 das 20. BMW Art Car, sie entwickelte die
Folierung für den BMW M Hybrid V8 als Remix ihres Gemäldes
„Everywhen“. Ihr Gedanke war, dass das Fahrzeug durch das Gemälde
schießt und von ihm umschlossen wird. In den kommenden zwei Jahren
führt Mehretu gemeinsam mit der BMW Group das African Film and Media
Arts Collective (AFMAC) durch, ein Netzwerk für junge Filmschaffende
in fünf afrikanischen Ländern. Erstmalig in der Geschichte der
ikonischen Sammlung entwickelt eine Künstlerin ein Art Car weit über
das Fahrzeug als Objekt hinaus. Die Maquette des BMW Art Cars ist in
der Ausstellung zu sehen und ein Filmprogramm später im Jahr zeigt
Beiträge der an AFMAC beteiligten Künstlerinnen und Künstler.
Die
Ausstellung findet im Jubiläumsjahr der BMW Art Car Collection statt:
1975 feiert die ikonische Sammlung 50jähriges Bestehen mit der BMW Art
Car World Tour, einem konzertierten Ausstellungsprogramm der 20
rollenden Skulpturen weltweit.
Mehretus Werdegang
Mehretu wurde 1970 in der
äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba geboren und floh 1977 während der
Militärdiktatur von Mengistu Haile Mariam mit ihrer Familie nach
Michigan, USA. Nach einem Studium der Freien Kunst am Kalamazoo
College und einem einjährigen Aufenthalt an der Cheikh Anta Diop
University in Dakar, Senegal, schloss Mehretu ihr Studium 1997 mit
einem MFA an der Rhode Island School of Design (RISD) ab. Seit Ende
der 1990er Jahre lebt und arbeitet Mehretu hauptsächlich in New York
City, nimmt aber auch an internationalen Residencies teil und hat
einen Wohnsitz in Berlin.
Mehretus persönliche Migrationsgeschichte hat ihre Kunst beeinflusst, die sich mit den Krisen, Umbrüchen und Konflikten der Geschichte auseinandersetzt. In diesem Zusammenhang bezeichnet sie ihre großformatigen Arbeiten als „story maps of no location“. In Anlehnung an die Bildsprache der Kartografie bestehen ihre Kompositionen aus vielen Lagen von Tusche und Acrylfarbe. Die unteren Schichten früher Arbeiten wie „Rise of the New Suprematists“ (2001) und „Black City“ (2007) bestehen aus fragmentierten Topografien und Stadtlandschaften. Ohne einen bestimmten Ort erkennbar werden zu lassen, basieren die Strukturen auf historischer, zeitgenössischer und utopischer Architektur. Sie verweisen auf Gebäude als historische Handlungsorte und symbolisieren für Mehretu politische Macht. Darüber befinden sich in schwarmartigen Formationen die feinen Punkte und Linien aus Mehretus zeichnerischem Vokabular. Die Anordnung dieser sogenannten „characters“ (dt. Wesen, Figuren, Zeichen) verweist auf das sich ständig verändernde wirtschaftliche, soziale und politische Weltgeschehen. Akzentuiert durch Explosionen, Rauch und sogartige Strukturen suggerieren sie dramatische Umbrüche. Die daraus entstehenden komplexen und vielschichtigen Bilder reflektieren den Prozess des Schreibens und Umschreibens von Geschichte.
Von 2012 bis heute
Seit den 2010er Jahren hat
sich Mehretus Werk stark verändert. Zunächst wurden die Hintergründe
grau, mit immer expressiveren Markierungen, die zunehmend die
Oberfläche bedeckten. In Werken wie „Conjured Parts (tongues)“ (2015)
verschwinden die Linienzeichnungen im Hintergrund zugunsten der
aufgesprühten Formen stark manipulierter, unscharfer Fotografien.
Diese stammen aus weitverbreiteten Medienbildern, die mit dem Aufstieg
von Autoritarismus und weißer Vorherrschaft, der Grausamkeit von
Bürgerkriegen und ethnischen Konflikten, katastrophalen
Klimaveränderungen und emanzipatorischen Bewegungen in Verbindung
stehen. Sie zeigen oft die Verletzlichkeit von Menschen gegenüber
Gewalt, aber auch die beeindruckende Fähigkeit menschlichen
Widerstands. Während solche Bilder schon früher die Dynamik einzelner
Formationen auf den oberen Bildebenen beeinflussten, stellen sie heute
leinwandfüllend das Ausgangsmaterial für ihre völlig abstrakten
Kompositionen dar. Wie „Sun Ship (J.C.)“ (2018), „Desire was our
breastplate“ (2022–23) und „TRANSpainting (recurrence)“ (2023) zeigen,
verwendet Mehretu immer wieder neue Farben und verschiedene Mal- und
Drucktechniken. Die Gemälde, die so entstehen, erinnern oft an
Kalligraphie, Graffiti und Höhlenmalerei. Wo die Sprache an ihre
Grenzen stößt, verarbeitet sie Szenen aus dem Weltgeschehen zu
„visuellen Neologismen“.
Die Quelle zum Werk Mehretus
In Düsseldorf wird
zum ersten Mal auch eine Auswahl des Quellenmaterials in einer
Ausstellung gezeigt, welches Mehretu seit Mitte der 1990er Jahre
sammelt und ihren Werken als Ausgangsmaterial dient. Dass dieses
Archivmaterial wie ein richtungsweisender Atlas für ihre malerischen
Gesten und Zeichen fungiert, wird anhand der „Archive Pages“ (1997)
nachvollziehbar, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Diese
Serie besteht aus 57 fotokopierten Bildern, die Mehretu zum Teil mit
ihren „characters“ – eine bewusst reduzierte Zeichensprache, die unter
anderem aus Kreuzen, Punkten und Strichen besteht - versehen hat. Als
gezeichnete Vorläufer und Miniaturen machen 20 frühe Papierarbeiten
zudem verständlich, wie sich Mehretus große Malereien Schicht für
Schicht aus der Zeichnung heraus entwickelt haben. Zusätzlich zeigt
die umfangreiche Ausstellung im K21 eine Auswahl von Mehretus
Monotypien. Die 46 Blätter zeigen beispielhaft auf, dass das
vielfältige Medium der Druckgrafik ein konstantes Experimentierfeld
zur Erweiterung ihres malerischen Repertoires ist.
2024 war ein einschneidendes Jahr für Mehretus Werk: Sie eröffnete große Einzelausstellungen im Museum of Contemporary Art Australia in Sydney und im Palazzo Grassi in Venedig, schuf ein 25 Meter hohes Glasfenster für das Obama Presidential Center und kreierte das 20. BMW Art Car. In den letzten Jahren wurden ihre Werke in renommierten Institutionen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Centre Pompidou in Paris, dem British Museum in London, dem Louisiana Museum in Humlebæk, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und dem Mori Art Museum in Tokio ausgestellt. Mehretu nahm an den Biennalen von Venedig, São Paulo, Busan, Sydney und Gwanju sowie an der dOCUMENTA (13) teil und wurde unter anderem mit dem MacArthur „Genius Grant“ und der U.S. Department of State Medal of Arts ausgezeichnet.
Nach Ausstellungen im Kunstverein Hannover 2007 und im Deutsche Guggenheim in Berlin 2009 ist „KAIROS / Hauntological Variations“ im K21 Mehretus erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland seit über 15 Jahren. Mit Werken aus drei Jahrzehnten bildet die Ausstellung das gesamte künstlerische Schaffen von Julie Mehretu ab. Ihr Werk setzt sich gezielt mit bedeutenden globalen Ereignissen auseinander. Indem sie diese durch ihre Kunst transformiert und in der Abstraktion eine Ebene von Möglichkeitsräumen andeutet, hilft sie uns seit drei Jahrzehnten, historischen Wandel zu verarbeiten.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Susanne Gaensheimer, Direktorin Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und Sebastian Peter, wissenschaftlicher Volontär.
Programm
Pressevorbesichtigung: 8. Mai, 11 Uhr
Pressekonferenz: 8. Mai, 12 Uhr
Eröffnung
Freitag, 9. Mai, 19 bis 22 Uhr,
Eintritt frei
Artist Talk ab 20 Uhr: Julie Mehretu im Gespräch mit
Kimberly Bradley (Kunstkritikerin, Publizistin und Dozentin)
Weitere Informationen zum Rahmenprogramm der Ausstellung finden Sie hier.
Das Kulturengagement der BMW Group mit exklusiven Updates und tieferen Einblicken in die weltweiten kulturellen Initiativen können auf Instagram unter @BMWGroupCulture verfolgt werden.