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Handicap als Stärke
18.11.2024 Pressemeldung
So gestaltet die BMW Group Inklusion
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Fabio Zingg
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Jana Fenn
BMW Group
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München. Tina Schmidt-Kiendl ist seit einer Bandscheibenoperation querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Wirtschaftsingenieurin arbeitet bei der BMW Group als Leiterin Projektmanagement und hat ihr Handicap auf ganz besondere Weise in ihren zweiten Beruf integriert: Als Instruktorin der BMW M Driving Experience hat sie ein spezielles Fahrsicherheitstraining für Menschen mit Behinderung entwickelt, das zeigt: Das Markenversprechen "Freude am Fahren" gilt für alle. Ob mit oder ohne Behinderung.
Bei der BMW AG arbeiten zahlreiche Menschen mit Behinderung. Die Schwerbehindertenquote des Unternehmens lag 2023 bei 6,0 Prozent und damit – wie in den Jahren davor – über den gesetzlichen Anforderungen. Zusätzlich vergab die BMW AG im vergangenen Jahr Aufträge an Werkstätten für Menschen mit Behinderung in einer Gesamtsumme von rund 42,7 Mio. Euro.
Die Fähigkeiten dieser Mitarbeitenden tragen zur Vielfalt im Unternehmen bei und wird bewusst gefördert. „Diversity hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir sind der festen Überzeugung, dass uns Vielfalt in allen Dimensionen innovativer und wettbewerbsfähiger macht. Dazu sind Chancengleichheit und Inklusion unabdingliche Voraussetzung. Wir haben dafür eine ganze Reihe an Massnahmen auf den Weg gebracht", sagt Barbara Burghardt, Bereichsleiterin HR Business and Talent Development sowie Inklusionsbeauftragte der BMW AG.
Den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember nimmt die BMW Group zum Anlass, aufzuzeigen wie Inklusion im Unternehmen gelebt wird. An diesem Tag finden weltweit Aktionen statt, die für das Thema sensibilisieren und bewusst machen, dass eine Behinderung jeden treffen kann.
Behinderung hat viele Gesichter
Peter Thiele, Entwicklungsingenieur für Fahrzeugarchitektur, ist seit einem Schlaganfall schwer eingeschränkt. Gabriele Stern, Kommunikationstrainerin und Coach, ist von Geburt an fast vollständig blind. Beide arbeiten wie Tina Schmidt-Kiendl und viele andere Kolleginnen und Kollegen mit einer Schwerbehinderung bei der BMW Group und machen deutlich, wie viele Gesichter das Thema hat.
Es gibt sichtbare Einschränkungen wie jene von Tina Schmidt-Kiendl oder Gabriele Stern, die einen Rollstuhl oder einen Blindenstock erfordern. Viele andere sind unsichtbar wie die von Peter Thiele, der eine kognitive Beeinträchtigung hat. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Behinderungen, die von aussen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind: Depressionen gehören dazu, Parkinson, Krebs- und Herz-/Lungenerkrankungen, aber auch Panikattacken oder bipolare Störungen. Nicht immer fällt es den Betroffenen leicht, darüber zu sprechen. Die BMW Group ermutigt dazu. Denn nur so können sie Schutz, Unterstützung und Förderung erfahren. Die Schwerbehindertenvertretungen an den jeweiligen Standorten sind eine Anlaufstelle, die Mut machen und Menschen in diesem Prozess begleiten.
Gehörlosen-Lernstatt ab 3. Dezember auch am Standort München
Die Inklusion von Mitarbeitenden entsprechend ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten ist bei der BMW Group in einer Betriebsvereinbarung verankert. Sie umfasst Massnahmen, die die gleichberechtigte Teilhabe im Arbeitsalltag ermöglichen und damit Vielfalt fördern. Dazu gehört beispielsweise das Konzept der Lernstatt, einer Initiative für Menschen mit einer Höreinschränkung. Die Lernstatt ist eine Informations- und Kommunikationsplattform, auf der sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Höreinschränkung mit Unterstützung eines Gebärdensprachdolmetschers über Lerninhalte und Fachwissen austauschen können. So werden die Kolleginnen und Kollegen noch besser in Prozesse und das Arbeitsumfeld integriert.
Die Gehörlosen-Lernstatt startete vor mehr als 30 Jahren im Werk Dingolfing, mittlerweile gibt es das Konzept auch in Landshut, Leipzig und Eisenach. Am 3. Dezember wird am Standort München eine weitere Lernstatt eröffnet.
Darüber hinaus wurden aus der Inklusionsvereinbarung Leitfäden entwickelt, die BMW Group weite Vorgaben zur Barrierefreiheit beim Bau und der Anmietung von Arbeitsstätten machen sowie zur digitalen Barrierefreiheit.
Inklusion gilt weltweit
Inklusion wird bei der BMW Group weltweit umgesetzt, immer unter Berücksichtigung der jeweiligen gesetzlichen Vorgaben und der unterschiedlichen Schwerpunkte der einzelnen Nationen. So ist in Grossbritannien Neurodiversität ein zentrales Thema, in Australien liegt der Fokus auf psychischer Gesundheit. Dazu werden lokal spezielle Aktionstage veranstaltet. Bei aller unterschiedlichen Ausrichtung bleibt der Kern der Bestrebungen der gleiche: allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am Berufsleben zu ermöglichen. In Ländern, in denen es noch mehr Berührungsängste im Umgang mit dem Thema Behinderung gibt oder gar eine Stigmatisierung der Betroffenen, bleibt es eine Herausforderung, gute Wege zur Umsetzung von Inklusion zu finden.
Blick in die Zukunft: Digitalisierung bietet Chancen bei Inklusion
Die Digitalisierung wird neue Chancen eröffnen, Inklusion noch weiter voranzutreiben. Technologiebarrieren werden überwindbar sein und es können neue Tätigkeiten entstehen, in denen Menschen mit einem Handicap ihre besonderen Stärken gezielt einsetzen können. Wenn es keinen Unterschied mehr macht, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht, ist Inklusion geschafft.
Inklusion wird im Unternehmen dann lebendig, wenn alle mitmachen: Selbstwusste Menschen mit einer Behinderung, die offen und selbstverständlich mit ihrer Einschränkung umgehen und zeigen, welche Fähigkeiten und Talente sie haben. Und Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung, die ohne Scheu und Berührungsängste auf sie zugehen. Inklusion braucht Begegnung auf Augenhöhe.
Die Münchner Mitarbeitenden Tina Schmidt-Kiendl, Peter Thiele und Gabriele Stern sind Vorbilder, die anderen Mut machen, den Berufsalltag auch mit Einschränkung zu gestalten.
Tina Schmidt-Kiendl: „Ich war vor meiner Schwerbehinderung bei der BMW Group tätig und bin es jetzt im Rollstuhl genauso. Und das klappt sehr gut! Ich konnte mein Handicap sogar ganz gezielt in meine berufliche Tätigkeit integrieren, indem ich das Fahrsicherheitstraining für Menschen mit Behinderung im Unternehmen entwickelt habe. Damit möchte ich anderen Betroffenen Souveränität und Sicherheit im Strassenverkehr ermöglichen. Beim Training geht es darum, die Faszination der Technik in unseren neuesten Fahrzeugen zu erleben, die speziell umgebaut wurden, um sie manuell zu bedienen. Wir erleben gemeinsam einen Tag voller Freude am Fahren, ein Handicap hindert niemanden daran.“
Gabriele Stern: „Im Berufsalltag habe ich vor allem zwei Hilfsmittel an meiner Seite: Meinen Blindenstock als taktilen und mobilen Begleiter und eine spezielle Braille-Hard- und Software, die es mir ermöglicht, weitgehend barrierefrei digital unterwegs zu sein. Aufgrund meiner Einschränkung sind meine anderen Sinne besser trainiert. So ist die auditive Wahrnehmung bei mir besonders stark ausgeprägt. Davon profitiere ich in meinem Beruf als Kommunikationstrainerin und Coach. Denn da kommt es sehr auf aktives Zuhören und genaues Hinhören an. Ausserdem habe ich sehr feine Antennen entwickelt für alles, was zwischen den Zeilen steht. So gelingt es, in den Coachings an die Wurzeln eines Themas zu gelangen und eine intensive Verbindung zu den Menschen aufzubauen.“
Peter Thiele: „Seit meinem Schlaganfall habe ich kognitive Einschränkungen, die sich in Konzentrations- und Gedächtnisproblemen äussern. Am Arbeitsplatz habe ich zunächst mit niemandem darüber gesprochen, ich dachte, ich komme damit zurecht. Aber mit der Zeit habe ich meinen Arbeitsalltag als anstrengend und zuweilen aufreibend erlebt. Es war belastend, meine Einschränkung ständig kompensieren zu müssen und sie nicht nach aussen zu tragen. Schliesslich habe ich mit Unterstützung der Schwerbehindertenvertretung meine Kolleginnen und Kollegen eingeweiht. Das war eine grosse Entlastung. Jetzt fühle ich mich freier, kann auch mal Aufgaben ablehnen, die mich übermässig anstrengen.“